Archiv des Autors: Wolfgang und Andrea

05.03.12 zwischen Vulkanen

5.3.2012 Tongariro Nationalpark

Um 7:00 Uhr klingelt der Wecker, denn heute soll der Super-Sonnen-Wandertag sein. Den wollen wir sicher nicht verschlafen. Bei meinem Muskelkater handelt es sich um ein „ausgewachsenes Tier“, Andrea hat weniger Probleme mit den Muskeln, aber ihr schmerzen vor allem die Füße. Ideale Voraussetzungen für eine Tageswanderung!

Nach einem opulenten Hotelfrühstück fahren wir ein paar Kilometer zum Wanderparkplatz, von dem einer der schönsten Wanderwege Neuseelands abgeht: der Tongariro Alpine Crossing. Um genau 9:00 schnüren wir die Wanderstiefel und machen uns auf den Weg. Der erste Abschnitt des Tongariro Alpine Crossing ist recht flach und verläuft auf bestens angelegten Wegen und Holzstegen. Sie dienen  dem Schutz der sensiblen Landschaft.  Uns helfen sie, den Muskelkater vom gestrigen Marathon „rauszulaufen“, denn wenn es jetzt gleich steil ansteigen würde, brächte uns das um. Der Weg folgt talaufwärts dem Mangatepopo Bach und führt vorbei an alten Lavafeldern. Würde ein Landschaftsgärtner versuchen, das anzulegen, er könnte es nicht schöner hinbekommen. Es ist ein wahres Idyll. Die Soda Springs erreichen wir nach etwa 1,5 Stunden,  lassen sie aber  rechts liegen, denn wir wollen „hoch hinaus“. Der nun folgende Aufstieg zum South Crater hat es wirklich in sich: von rund 1400 m geht es verdammt steil  zum 1600 m hoch gelegenen South Crater. Er geht über unwegsames Gelände, alte Lavafelder und Vulkanschutt. Dieser 200 m-Aufstieg ist als „Devils Staircase“ bekannt, („Treppe in die Hölle“). Aber wir kommen gut damit klar, bleiben nur selten stehen, um kurz zu verschnaufen und  die herrlichen Ausblicke ins Tal, auf den Mount Ngauruhoe und die umliegende Landschaft zu genießen. Es ist ein so  klarer Tag, dass wir sogar den Mount Taranaki ganz klar und mit frischer Schneekappe bedeckt am Horizont sehen können. Jetzt durchwandern wir den South Crater. Er ist topfeben und es herrscht hier eine besondere Stimmung – es ist ganz ruhig und windstill hier drinnen. Zum Red Crater führt ein steiler, lehmiger Boden, der teilweise rutschig ist, hinauf. Oben angekommen führt die Route um den noch aktiven Red Crater herum.  Er macht seinem Namen alle Ehre: er zeigt sich in spektakulären tiefroten Farbtönen, mit Schwarz  und Weiß vom Schnee garniert. Vom Kraterrand überblicken wir das Oturere Tal, die Rangipo Wüste und die Kaimanawa Ranges. Ein weiterer Blickfang sind die Emerald Lakes unterhalb, mit ihren knalligen blauen Farbtönen und der Blue Lake linker Hand, der blaugrün schillert. Die Seen haben  ihre Farben durch die verschiedenen Mineralien. Beim steilen Abstieg vom Red Crater zu den Emerald Lakes müssen wir höllisch aufpassen, denn der Untergrund aus Sand und Vulkanasche ist rutschig und kann einem sprichwörtlich den Boden unter den Füßen wegreißen. Wir gehen bis zu einem tollen Aussichtspunkt und schenken uns den Rest des Abstiegs. Der Dampf, der hier aus den Bergflanken strömt, bringt den bekannten Schwefelgeruch (Es riecht nach faulen  Eiern!). Mit einem Wahnsinns-Ausblick auf diese Seen, machen wir um 12:00 Uhr Mittagspause und vespern das mitgebrachte Lunchpaket. Um 12.30 geht’s weiter und wir entscheiden uns, da wir uns noch fit fühlen, auch noch auf den Gipfel des Mt. Tongariro (1967m) zu steigen.
Diese zusätzliche Etappe lohnt sich. Es ist nicht allzu weit zum Gipfel und auch nicht wahnsinnig steil. Die Aussicht vom Gipfel belohnt unseren Aufstieg  bestens. Besonders der Blick hinüber zum Ngauruhoe (2287m) und jetzt auch zum schneebedeckten Ruapehu (2797m), unser Hausberg,   ist unbeschreiblich schön.

Der Abstieg ist exakt der gleiche Weg zurück, den wir nach oben genommen haben. Jetzt merken wir zunehmend unsere müden Glieder und die letzte Stunde ist sogar ziemlich hart, denn insgesamt sind wir nun schon seit über 8 Stunden auf den Beinen (netto Gehzeit). Um 18:00 erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt der Tour.

Fazit: ich habe mich bisher mit Superlativen ja zurück gehalten. Aber die heutige Wanderung ist wohl die schönste Wanderung, die ich je gemacht habe. Zumindest fällt mir im Moment keine schönere ein J.

Zum Abendessen gehen wir wieder in das Restaurant im „Château“. Andrea isst Lachs auf Risotto und ich mit Feigen gefüllte Schweinemedaillons. Lecker! Dazu gibt es wieder neuseeländischen Wein. Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so gute Weine gibt. Vor allem die Sauvignon Blancs aus Marlborough und Otago sind hervorragend aber auch die Pinot Noirs aus Marlborough können wirklich überzeugen. Schade, dass hier der Wein so teuer ist. Im Lokal zahlt man zwischen 8,- und 13,- $ für ein Glas (knapp 6€  bis 8,50 €) und im Supermarkt kostet die Flasche auch schnell mal über 20 €. Aber trotzdem eine tolle Erfahrung, die NZ-Weine.

04.03.12 Marathon und vergessene Welt

04.03.2012 New Plymuth und Tongariro National Park

Heute Morgen klingelt um 5:00 Uhr der Wecker, denn wir müssen eine Stunde später schon beim Bus sein, der uns zum Marathonstart bringt. Also schnell ins Bad, die Laufklamotten anziehen, Frühstücken und ab geht’s zum Quality Hotel, dem Sammelplatz für alle Läufer. Dort herrscht bereits reger Betrieb. Es scheint, dass hier jeder jeden kennt, na ja, fast. Der „Mountain to Surf – Marathon“ ist eine sehr kleine, fast familiäre Veranstaltung, und so laufen vorwiegend Einheimische, aber halt auch so Exoten wie wir. Es ist noch stockdunkel, als wir mit dem Bus durch die Straßen fahren, und es ist sternenklar. Wir sehen zum ersten Mal das Sternbild „Kreuz des Südens“ und ich bedauere schon, dass ich meine Kamera nicht dabei habe (klar, wo soll man mit der hin während eines Laufs). Noch viel mehr wurmt mich das, als wir am Fuße des Mount Taranaki ankommen, ein wunderschön gleichmäßig geformter Stratovulkan, der, während der Sturm die vergangenen zwei Tage getobt hat, eine neue Schneehaube bekommen hat. Und das im neuseeländischen Sommer! Alle, auch die Einheimischen, schauen andächtig zu dem malerischen Berg. Uns bleibt nur, ein paar Schnappschüsse mit Wolfgangs iPhone zu machen.
Es ist ein illustres Völkchen, das sich da am Fuße des Taranaki zum Marathon eingefunden hat: wie gesagt, viele Neuseeländer, teils äußerst gewagt gekleidet, aber z.B. auch Australier. Einer quatscht mich einfach an, fragt, woher wir so kommen, „ ach was, Germany, cool extra für den Marathon?“ Ich verneine und erkläre, dass das halt einfach so in unsere Reiseplanung gepasst hat. Ja und so geht das munter weiter. Der Race-Direktor erinnert eine viertel Stunde (!) vor Laufbeginn daran, dass diejenigen, die noch keine Startnummer haben, sich doch bitte mal melden sollen. Die Coolness der Kiwis ist unglaublich. Auch der Startschuss um 7:15 Uhr ist erwähnenswert: ein Mann baut sich mit einem doppelläufigen Vorderladergewehr vor der Läuferschar auf, einige von denen scherzen noch, er solle ja ordentlich zielen, und schon kracht der Schuss in die Morgendämmerung. Lautstark angefeuert von einigen Angehörigen machen sich die Marathon- und Teamläufer auf den Weg ins Tal. Ich bleibe noch vor Ort, denn Neil, der Race-Director hat mir eine Mitfahrgelegeneit in einem der Servicewagen organisiert. Also warte ich geduldig bis die Männer das Start-Banner wieder abgebaut haben, helfe mit beim Müll einsammeln und dann geht’s im Kleinbus der Läufergruppe hinterher. Irgendwann entdecke ich Wolfgang. Michael, mein Fahrer, fährt zunächst vorbei und hält dann an, damit ich Wolfgang anfeuern kann. Echt nett! Dann fahren wir langsam neben den Läufern her weiter auf der kleinen Straße nach Inglewood, die Stadt, in der der Wechsel der Teamläufer stattfindet (bei Km 21). Auch Wolfgang und ich bilden so ein Team, wobei wir um „Erlaubnis“ gebeten haben, dass Wolfgang nicht bei der halben Distanz aussteigt, sondern mit mir weiterlaufen darf. Und so machen wir es auch. Nach exakt 1 Std 50 min läuft Wolfgang in die Wechselzone und ab hier sind wir zu zweit unterwegs. Ich bin einigermaßen aufgeregt, denn das ist seit vier Jahren mein erster Halbmarathon und die Vorbereitung verlief in den letzten Monaten verletzungsbedingt eigentlich miserabel. Aber ich versuch es trotzdem. Mittlerweile steht sie Sonne hoch am Himmel und strahlt mit voller Kraft. Typisch, wenn wir einen Wettkampf haben, dann ist eigentlich immer zu gutes Wetter. Der zweite Streckenabschnitt ist nun eher abschreckend. Lief die erste Hälfte größtenteils über kleine Sträßchen immer mit Sicht auf den Vulkan, so laufen wir jetzt entlang der Hauptstraße nach Waitara, dem Zielort. Und diese Straße ist wohlgemerkt nicht gesperrt, der Verkehr läuft in beide Richtungen, lediglich ein paar Hinweisschilder bedeuten den Fahrern, langsam an den Läufern vorbeizufahren. In Deutschland wäre so was undenkbar. Mich stört das eigentlich nicht weiter, denn ich bin voll und ganz aufs Laufen konzentriert, will nur ankommen. Bei Km 33 passiert dann das, was Wolfgang schon erahnt hat: er bekommt Krämpfe und kann zunächst mal nicht mehr weiter. Also bin ich ab jetzt alleine. Aber das ist man eigentlich nicht wirklich. Trotz der kleinen Läuferzahl findet sich immer mal wieder jemand, mit dem man auf der Strecke quatschen kann. So geht die Zeit einigermaßen schnell rum und ich laufe genau nach 4 Std. Gesamtzeit über die Ziellinie am Strand von Waitara. Dort ist in einem kleinen Park der „Runners Heaven“ (Versorgungsstation nach dem Lauf) aufgebaut. Man bekommt Bananen,  Melonen und Säfte. Masseure stehen bereit, um den leidgeplagten Läufern  die müden Beine zu lockern. Michael entdeckt mich im Zielbereich und gratuliert zum erfolgreichen Lauf, wundert sich allerdings, wo Wolfgang geblieben ist. Als ich ihm gerade erkläre, dass der Krämpfe hatte und ich nun auch nicht weiß, wie er zum Ziel kommen wird, sehe ich Wolfgang ankommen. Na Gott sei Dank! Er hat es doch geschafft! Die immer wieder auftretenden Krämpfe hat er mit Dehnpausen erfolgreich beendet doch jetzt ist er wirklich erledigt und ein Fall für den Masseur. Nach zwei Stunden im Zielbereich, ausreichender Stärkung und netten Gesprächen mit Läufern, denen wir auf der Strecke begegnet sind, fahren wir mit dem Shuttlebus zurück nach New Plymouth. Eigentlich wäre jetzt Frischmachen angesagt, um ab 15:00 Uhr mit allen Läufern zusammen zu feiern. Doch wir haben schweren Herzens unsere Planung geändert: da für Morgen bestes Wetter im Tongariro National Park angekündigt ist, wollen wir uns noch heute auf den Weg dorthin machen.
Wir holen im Motel unsere Koffer ab und fahren auf dem State Highway 4 Richtung Süden nach Stratford. Von hier zweigt eine Straße mit dem vielversprechenden Namen „Forgotten World Highway“ Richtung Nordosten nach Taumarunui ab. Warum es sich um eine vergessene Welt handelt, wird ziemlich schnell klar: die kurvige Straße windet sich ab hier auf 150 Km durch hügeliges Buschland, Farmland und durch Waldgebiete und führt über vier Sättel. An der Strecke gibt es nur drei winzige Ortschaften, ein paar Farmen und keine Tankstelle! Deshalb haben wir vorher nochmals vollgetankt. Die Straße bietet immer wieder traumhafte Ausblicke auf die sich ständig verändernde Landschaft und ganz am Ende können wir einen Blick auf unser Ziel erhaschen: den Tongariro National Park mit seinen teilweise noch aktiven Vulkanen. Um 18:00 Uhr kommen wir ziemlich platt an unserem Hotel „Bayview Chateau Tongariro“ an. Zum Glück ist auch schon heute ein Zimmer für uns frei (wir haben ja erst für Morgen gebucht). Schnell bringen wir unser Gepäck auf eines der 106 Zimmer, gönnen uns die längst überfällige Dusche und finden uns punkt 19:30 Uhr zum Dinner im Salon ein. Unser Quartier für die kommenden drei Tage ist schon recht außergewöhnlich: das 1929 eröffnete Hotel ist im Stile eines klassischen europäischen Herrenhauses gehalten und hat sich trotz Renovierungen seinen altertümlichen Charme weitestgehend bewahrt. Es gibt mehrere Salons (in einem steht ein Snooker-Tisch!), ein Kino, Bar, Café, Golf- und Tennisplatz. Eigentlich wollen wir hier ja nur wandern und brauchen den ganzen Klimbim nicht. Aber dieses Haus ist die einzige Unterkunft weit und breit und steht wie hingemalt am Fuße der Vulkane! Also: dann halt mal Luxus die nächsten drei Tage. Todmüde wie wir sind, wäre uns heute allerdings jedes Bett recht gewesen. Und da wir so erledigt sind, gibt’s den Bericht erst Morgen.

03.03.12 Lothar auf Neuseeländisch

3.3.2012 New Plymouth

Es kommt sogar noch etwas schlimmer als vorhergesagt. In der Nacht zieht ein Sturmtief von Australien herüber nach Neuseeland und hat seine größten Auswirkungen in der Region South Taranaki. Dort hin kommen wir auf unserer heutigen Fahrt nach New Plymouth und sehen zahlreiche entwurzelte oder abgeknickte Bäume und vor allem im Küstenort Patea auch abgedeckte Häuser und eingestürzte Fassaden. Das erinnert doch ganz stark an den Sturm Lothar, der uns Weihnachten 1999 heimgesucht hatte.

Ein Glück, dass wir schon auf der Nordinsel sind, denn die Überfahrt wäre der reine Horror geworden. Einige Fähren sind auch gecancellt worden. Stellt sich die Frage, ob der morgige Marathon überhaupt stattfinden wird. Aber je näher wir der Stadt New Plymouth kommen, desto weniger dramatisch stellen sich die Schäden dar. Dem Lauf wird wohl nichts entgegen stehen.

Unser erster Weg, als wir in New Plymouth ankommen, ist der zum „race headquater“, das in einem Tagungsraum im Quality Hotel eingerichtet wurde. Wir empfangen unsere Startnummern und das „racepack“, Andrea ersteht noch das offizielle Laufshirt und das war’s dann auch schon. Kurz und schmerzlos und ohne viel Drumherum, so wie wir das sonst von großen Marathons kennen.
Mittlerweile ist auch klar, dass wir einen Teil der Strecke auf nicht gesperrten, also für den Verkehr freigegebenen Straßen laufen werden. Hört sich ganz schön „strange“ an. Mal sehen!

Mittagessen fällt heute aus. Frühstück gab es in einer Café-Bar in irgendeiner der gesichtslosen Kleinstädte, durch die wir heute gekommen sind. Das kulinarische Highlight ist heute unsere 2-Mann-Pasta-Party in unserer Unterkunft, der Pukekura Motor Lodge. Aus dem Supermarkt holen wir dafür Instantnudeln und Fertigsauce, die wir in der Mikrowelle warm machen. Schmeckt gar nicht so schlecht, wie es klingt und ist ziemlich gemütlich …

Tagesfazit: ein Schlechtwettertag mit Autofahren und mit mentaler Vorbereitung auf den Marathon und mit der Vorfreude auf einen schönen Tag morgen, an dem das Wetter wieder gut werden soll, und an dem Andrea sich mit einem Halbmarathon in der Marathonszene zurückmelden wir und ich meinen 14. Marthon finishen will.

02.03.12 In der Hauptstadt

02.03.2012 Von Picton auf die Nordinsel

Heute Morgen heißt es Abschied nehmen von unserer wunderschönen Herberge Whatamonga Homestay und unserer Vermieterin Colette Wilson, die uns beim Frühstück bestens unterhalten und bewirtet hat. Vor der Überfahrt nach Wellington müssen wir unsern Mietwagen abgeben und das Gepäck einchecken, was alles sehr schnell und problemlos abläuft. Leider hat die Fähre knapp eine Stunde Verspätung, so dass wir erst kurz vor 11:00 Uhr ablegen. Nochmals fahren wir durch einen Teil des Queen Charlotte Sounds und sehen dieses Mal sogar Pinguine und Delfine im Wasser. Nach einer Stunde langsamer Fahrt durch die Sounds liegt das Meer vor uns, besser gesagt die „Cook Strait“, die Meerenge zwischen den beiden Inseln NZs. Der Seegang ist jetzt deutlich zu spüren und auch die Temperatur ist nicht gerade sonnendecktauglich, aber trotzdem bleiben wir draußen und genießen die frische Seeluft. Dafür werden wir belohnt mit der Sichtung einer Pelzrobbe und einer kleinen Gruppe Delfine, die sich neugierig unserer Fähre nähert.
Um 14:00 Uhr endet unsere Schiffspassage in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington. Wir sind übrigens froh, dass wir nicht erst für Samstag die Überfahrt gebucht haben, denn für morgen ist Sturmwarnung ausgegeben worden. Dummerweise kommt das Sturmtief, das gerade Australien heimgesucht hat, dann in NZ an. Auch in Wellington klappt Gepäckausgabe und Mietwagenübernahme reibungslos und wir begeben uns noch auf eine kurze Besichtigungstour in die Innenstadt. Zuerst streifen wir durch das Regierungsviertel, in dem noch einige historische Gebäude sowie der „Beehive“ (Bienenkorb), das neue Parlamentsgebäude zu sehen sind. Danach fahren wir einen SEHR steilen Hügel Wellingtons hinauf zum Botanischen Garten (diese Gärten sind in ganz NZ eine Wucht). Bevor wir diesem einen kurzen Besuch abstatten, sehen wir uns an der Bergstation den berühmten historischen Cabel Car Wellingons an (vergleichbar mit der Merkurbergbahn in Baden-Baden).
Gegen 16:30 Uhr steuern wir auf den Highway 1 Richtung Norden. Wir haben uns ja zwischenzeitlich an das Linksfahren mit allen seinen Konsequenzen ganz gut gewöhnt, aber in solch einer großen Stadt, mit mehrspurigen Kreisverkehren und den seltsamsten Kreuzungsgestaltungen wird man doch leicht mal unsicher, so dass wir froh sind, endlich raus zu kommen. Leider kommen wir die erste ¾ Stunde nur sehr langsam vorwärts, denn scheinbar sind wir nun mitten im Feierabendverkehr. Stau in NZ! Das hatten wir vorher auch noch nicht.
Für heute haben wir kein besonderes Ziel, es soll nur entlang der Westküste Richtung New Plymouth gehen. Deshalb haben wir auch keine Unterkunft vorgebucht, wir fahren einfach so weit, wie wir wollen. Kurz vor Levin entdecken wir ein Hinweisschild auf ein Lokal mit dem Namen „Stefans Gasthof“! Da überlegen wir nicht lange und fahren raus. Es ist zwar kein deutsches Lokal, wie wir zuerst vermutet haben, aber der Inhaber ist Schweizer. Gut, wir sind nicht kleinlich und kehren ein, denn die Speisekarte verheißt Gutes. Auch die Gaststätte selbst ist sehr gemütlich und wenn das Wetter mitspielen würde (es hat gerade leichter Nieselregen eingesetzt), könnte man auch in einem liebevoll gestalteten Garten sitzen. Nach dem  sehr feinen Abendessen beschließen wir, bei der nächsten ordentlichen Übernachtungsmöglichkeit einzukehren, denn es ist inzwischen schon reichlich spät geworden und Morgen ist ja auch noch ein Tag. Hoffen wir, dass die Prognosen der Wetterfrösche nicht gänzlich in Erfüllung gehen.

01.03.12 Wandern und Weinprobe

01.03.2012 Blenheim

Dem Wetterbericht Glauben schenkend muss es heute Morgen beim Aufstehen grau in grau sein, wenn nicht regnen. Ich ziehe daher die Vorhänge missmutig auf und staune nicht schlecht, einen blitzeblanken Himmel über dem Queen Charlotte Sound zu erblicken! Wir können uns kaum satt sehen an diesem Anblick.

Beim Frühstück bitten wir Colette um eine Empfehlung für einen „walk“ in der Umgebung. Sie meint, die Wihter Hills wären gut geeignet und außerdem wären wir dann auch ganz in der Nähe der berühmten Marlborough Weingüter, die wir ja sicher auch noch besuchen wollen. „That’s what we do!“ lautet unsere Antwort auf ihren Vorschlag.

Aber vorher muss eines noch unbedingt erledigt werden: Baden vor der Haustür, ganz egal, bei welchen Temperaturen (Colette meinte, mehr als 13°C dürfte das Wasser nicht haben). Also noch schnell die Badehose an, den steilen Abstieg durch den „Garten“ ans steinige Ufer und rein ins kühle Nass. Lange währt der Badespass natürlich nicht, aber toll war’s.

Habe ich gestern nicht von den gelben, ungewöhnlich anmutenden Bergen und Hügeln geschrieben? Genau das sind die Wihter Hills, an deren Fuße Blenheim liegt. Von einem Wanderparkplatz aus nehmen wir einen sportlich ansteigenden Weg hinauf zum Rotary Lookout. Von hier aus sehen wir schön über die Stadt auf die benachbarte Bergkette und das grüne, mit Weinfeldern ausgefüllte Tal des Wairau River. Wenngleich sie mit ihrer Wärme nicht gegen den frischen Wind ankommt, freuen wir uns an der  Sonne, die die gelben Berge in ein ganz besonderes Licht taucht. Mal bergab aber vor allem weiter bergauf führt unser Weg durch die Wither Hills Farm. Warum heißt das eigentlich „Farm“, wo es sich doch nur um unendlich große Grasfelder auf Hügel- und Bergketten handelt? Später lesen wir, dass es sich tatsächlich um eine Rinder- und Schaffarm handelt, die voll in Betrieb ist.
Langsam bedeckt sich leider der Himmel und wir müssen fürchten, dass wir beim Abstieg nass werden könnten. Dem ist dann aber doch nicht so. Trocken kommen wir nach ziemlich genau 3 Stunden Wanderung wieder am Ausgangspunkt an.

 

Jetzt wollen wir im Restaurant der „Witer Hill Vinery“ zu Mittag essen. Es ist nicht weit dort hin. Nach wenigen Minuten mit dem Auto betreten wir das Weingut, ein ansehnlicher moderner Bau, der ein – wie sich herausstellen soll  – ganz gutes Restaurant beherbergt. Naheliegend, dass diejenigen, die etwas von Wein verstehen, sich auch mit gutem Essen auskennen. Auch dieser Tipp unserer Vermieterin Colette ist ein Treffer! Andrea isst den Fisch des Tages und ich ein Rinder-Reh-Pillaf. Beides mundet uns vorzüglich. Dazu gibt es natürlich tolle Weine der „Witer Hill Vinery“. Nach dem Essen machen wir uns bei einem „tasting“ mit weiteren Weinen dieses Weinguts vertraut. (Weinverkostung oder Degustation, finde ich, klingt doch einfach viel leckerer als tasting!). Schade, dass wir im Flugzeug nicht mehr als ein, zwei Flaschen mitbringen können, ohne Unsummen für das Übergewicht zahlen zu müssen.

Nun geht’s noch kurz in ein Internetcafé, um den Wetterbericht für die kommenden Tage in Erfahrung zu bringen. Colette hatte uns von einem heranziehenden Sturmtief berichtet. Leider hat sie mehr als Recht: es erwarten uns zwei Tage fieses Regenwetter auf der Nordinsel, auf die wir uns morgen begeben werden. Und auch für die Tage danach sagt der Trend nicht gerade warmes Sommerwetter voraus. Der Sommer 2012 ist in NZ ein Totalausfall und es scheint auch nichts aus einem versöhnlichen Spätsommer zu werden. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Also werden wir die Köpfe nicht hängen lassen und schauen, was die verbleibenden Reisetage auf der Nordinsel für uns bereit halten.

Den Abend verbringen wir lesend in unserer Unterkunft in Picton und genießen dazu noch ein Gläschen des feinen Marlborough Weines.

29.02.12 Wale

29.02.2012 Kaikoura. Whale Watching.

Und wieder spielt die Wettervorhersage eine entscheidende Rolle für unsere Tagesplanung. Heute gibt es für Kaikoura, das ca. 132 km südlich von Picton liegt, eine bessere Prognose, als für Picton. Also: auf nach Kaikoura zu den Walen!
Die Sonne scheint prächtig, als wir uns nach unserem netten „Frühstücks-talk mit Colette“ aufmachen. Schon nach dem Aufwachen und Aufziehen der Vorhänge hatten wir aus dem Panoramafenster unseres Ferienhäuschens einen gigantischen Ausblick auf den von der aufgehenden Sonne beschienenen Queen-Charlotte-Sound – einfach phänomenal!
Unsere Fahrt geht vorbei an Hügeln und Bergen, die komplett mit gelbem Gras überzogen sind. Das ist eine völlig ungewöhnliche Szenerie, vor allem, da die noch tief stehende Sonne dafür sorgt, dass die einzelnen Grate und Einschnitte und Bergrücken plastisch heraus modelliert werden. Dann führt der SH1 an der Ostküste entlang nach Süden. Neben uns der türkisfarbene Pazifik, der schwarze Strand, häufig mit malerischem Treibholz ausstaffiert, dann die Bahnlinie und auf der anderen Straßenseite die steil bis auf über 2000 m ansteigenden Berge der Seaward Kaikoura Range. Die Brandung ist so stark, dass sich entlang der gesamten Küstenlinie ein großer Gischt-Schleier in der Luft hält. Gut gelaunt ob der schönen Fahrt und erwartungsvoll und gespannt, was uns in den nächsten Stunden erwarten wird, kommen wir beim „Whale Watch Kaikoura“ an. Da wir noch nicht im Voraus gebucht hatten, bekommen wir erst eine Tour um 12:45 Uhr. Also haben wir nun eineinhalb Stunden Zeit, ein wenig am Stand spazieren zu gehen, in die Brandung zu schauen, Postkarten zu schreiben und uns die Wartezeit angenehm zu vertreiben. Allerdings stellt sich heraus, dass um 12.45 nur der „check-in“ stattfindet, dann wieder eine halbe Stunde Wartezeit auf das „briefing“ (Sicherheitsbelehrung). Auch die Zeit geht doch bald herum und dann startet endlich der Bus, der uns zum kleinen Hafenbecken bringt, von dem aus die Beobachtungsboote ablegen. Ca. 50 Walbeobachter gehen mit uns auf das Boot. Bis zu den Walgründen nehmen wir im komfortablen Innenbereich des Bootes Platz. Hier draußen auf dem Pazifik ist der Wellengang ganz schön stark! Gut, dass wir vorher noch eine Kapsel gegen Seekrankheit eingenommen haben. Wer weiß, vielleicht wäre es uns bei dem Geschaukel sonst schlecht geworden. Das Boot hält an, der Kapitän hängt ein Mikrofon ins Wasser und hört einen Pottwal klicken. Es besteht also die Chance, dass er auftaucht und sich uns zeigt. Also alle Mann raus aus der Kabine auf das Aussichtsdeck. Der Guide, der die Fahrt begleitet und alles erklärt (leider schlecht zu hören und dann noch schlecht verständliches Englisch), überbrückt die Minuten mit weiteren Details zu Walen und Seevögeln, bis dann tatsächlich der Pottwal eine Fontäne ausbläst und den Kopf und einen Teil des Rückens über die Wasseroberfläche bringt. Na ja: so ein gigantischer Anblick ist das nicht, aber immerhin sehen wir zum ersten Mal im Leben einen Wal! So schwimmt der Wal einige wenige Minuten daher, „schnauft“ ein paar mal tief durch und entscheidet sich dann, wieder abzutauchen. Das ist das eigentlich Spektakuläre. Denn nun sieht man erst, dass das Tier doch verdammt groß ist. Immer mehr vom Wal zeigt sich über der Wasseroberfläche. Bis zuletzt die Fluke aus dem Wasser kommt und mit großem Schwung wieder beim senkrechten Abtauchen des Wals unter Wasser verschwindet.
Nach dieser ersten erfolgreichen Sichtung eines Wals gibt der Kapitän Kommando, sich wieder in die Kabine zu begeben, da wir einen weiteren Wal suchen wollen. Tatsächlich dauert es nicht lange, da können wir schon aus den Fenstern der Kabine die charakteristische Fontäne erkennen, die ein Wal ausbläst. Also wieder alle Mann an Deck und dem zweiten Wal zuschauen, wie er an der Oberfläche Luft tankt, um dann wieder in 1000 Metern Tiefe auf Tintenfischjagd zu gehen.

Auf der Rückfahrt unseres Whale-Watching-Bootes machen wir noch einen weiteren Halt, als Pelzrobben neben dem Boot auftauchen. Schön, die einmal nicht nur auf den Felsen in der Sonne dösen zu sehen, sondern aktiv im Wasser. Klasse ebenfalls, dass wir Albatrossen, die hier auf dem Wasser schwimmen aus ganz geringer Entfernung zuschauen können, wie schwer sie es haben, ihre massigen Körper in die Luft zu bekommen. Einfach toll, wie so ein Wasserstart ausschaut. (Wer kennt das noch von „Bernhard und Bianka“?) So sind unsere Erwartungen und Hoffnungen fast vollständig erfüllt worden, nur hat es auch heute mal wieder nicht mit Delfinen geklappt. Wo die sonst doch ganz regelmäßig auf diesen Touren mit von der Partie sind. Und nicht unerwähnt soll bleiben, dass das Panorama, das wir vom Meer aus hatten, wieder einmal ein Highlight war. Und auch ganz wichtig: die gesamte Tour hat bei schönstem Sonnenschein stattgefunden und das Thermometer ist endlich wieder mal über 20 Grad gestiegen.

Nach dem Ende der Walbeobachtung schauen wir uns noch ein wenig in Kaikoura um, das allerdings außer seinen Walen nicht besonders viel zu bieten hat. Auf der Rückfahrt nach Picton legen wir in Blenheim (sprich blenim) einen Stop ein, zum Dinner im Restaurant „The Cornerstone“.

28.02.12 Queen Charlotte

28.02.2012 Queen Charlotte Track

Unser Wetterglück lässt uns heute leider im Stich: in unserem kleinen Seitenarm vom Queen Charlotte Sound wäre es fast wie im Paradies … , aber Paradies grau in grau und bei schlappen 15°C? Unsere Vermieterin Colette empfängt uns zum Frühstück mit der ernüchternden Wetterprognose für die kommenden drei Tage: heute soll noch der beste sein, weil es NICHT regnet und am Nachmittag eventuell sogar die Sonne ein bißchen durch kommt! Na, das sind ja Aussichten. Es ist ihr ganz arg, dass wir so ein Pech haben und auch sie berichtet uns davon, dass in Neuseeland in dieser Saison der Sommer quasi nicht stattgefunden hat. Es ist einfach viel zu kalt und regnerisch.
O.K., wir haben zwar Pech, versuchen aber das Beste draus zu machen. Nach dem Frühstück fahren wir schnell nach Picton, um noch zwei Mitfahrgelegenheiten auf einem der Versorgungsboote des Sounds zu bekommen. Da weite Teile der Sounds nicht über Straßen erreichbar sind, bieten diese Schiffe die einzige Möglichkeit, mit dem Rest der Welt in Verbindung zu bleiben. Sei es nun, dass Nahrungsmittel und alltägliche Gebrauchsgegenstände (wir hatten u. A. Taittinger Champagner, Druckerpapier und ein Kinderbett mit an Bord), oder die Post in die einzelnen kleinen Siedlungen transportiert werden müssen, oder aber auch Gäste von sogenannten „Lodges“ und Wanderer wie wir. Bei der Cougar Line buchen wir unsere gut einstündige Fahrt in die Resolution Bay, von der aus wir unsere Wanderung auf einem Teilstück des Queen Charlotte Tracks beginnen wollen. Unterwegs laufen wir andere Bays an und es werden bei den Unterkünften die bestellten Güter abgeladen. Um 11:15 Uhr haben auch wir wieder festen Boden unter den Füßen und machen uns auf den Weg. Es geht mal wieder durch teilweise dichtesten Dschungel mit der uns mittlerweile recht vertrauten charakteristischen Flora Neuseelands. Zwischendurch erhaschen wir immer wieder mal einen Blick auf die unter uns liegende Küstenlinie. Aber, ehrlich: bei Sonne wäre es um das Vielfache schöner! Die vierstündige Wanderung macht uns aber trotzdem Spaß, da es doch immer wieder noch etwas Neues zu entdecken gibt. So laufen uns insgesamt drei seltsame Vögel über den Weg, die man auf den ersten Blick für Kiwis halten könnte. Was aber nicht sein kann, denn die sind zum einen nachtaktiv und zum anderen leider so selten, dass eine solche Sichtung einem Sechser im Lotto gleich käme. Die Wekas (den Namen haben wir später recherchiert)haben ein braunes Gefieder, mit golden schimmernden Flecken und sind, wie der Kiwi, flugunfähig. Sie sind aber schlanker und haben einen wesentlich kürzeren Schnabel als das berühmte Wappentier der Neuseeländer, und sind keineswegs scheu.
Unsere Wandertour beenden wir in der Fourneaux Lodge im Endeavour Inlet, einer tief eingeschnittenen Bucht des Sounds, und haben sogar noch ein halbes Stündchen Zeit für einen wärmenden Kaffee. Denn die Sonne hat sich leider nur kurz blicken lassen und ohne Bewegung wird es uns schnell kalt. Trotzdem verbringen wir die Rückfahrt über den Sound auf dem Außendeck, beobachten das Be- und Entladen an den Anlegestellen und unsere faszinierende Umgebung.
In Picton angekommen, besuchen wir noch kurz ein Internetkaffee (wir haben in unserer Unterkunft leider keinen Zugang zum WWW), um die Wetterprognose für die nächsten zwei Tage zu erfahren. Danach steht unser Ziel für morgen fest: wir werden wohl ins 160 km entfernte Kaikoura zum Walewatching fahren; dort soll das Wetter besser sein, als hier.

27.02.12 Zimmer mit Aussicht

 

Von Motueka nach Picton

Heute heißt es wieder: Koffer packen und weiter! Wir werden unsere letzte Unterkunft auf der Südinsel ansteuern: Picton an der Nordostküste. Der Abschied von Motueka fällt uns bei dem trüben Wetter nicht schwer, aber wenigstens regnet es nicht. Wir fahren zunächst durch die Weinanbaugebiete rund um Nelson, die aber rein optisch nicht viel hermachen … jedoch sehr gute Weine hervorbringen (wir haben schon Einige probiert!). In Nelson gönnen wir uns eine Stunde Pause, um die Hafenstadt zu besichtigen. Mittlerweile lässt sich auch wieder die Sonne blicken. Der „Stadtrundgang“ ist, wie in den meisten anderen neuseeländischen Städten, schnell erledigt. Interessant sind ein paar historische, kleine Holzhäuser am Hafen, die „Einkaufsmeile“, die auch mit ein paar wenigen alten Häusern aufwarten kann und die „Cathedral on the Hill“, die alles andere als historisch, aber von einem wunderschönen kleinen englischen Park mit uralten, riesigen Bäumen umgeben ist. In denen zirpen mal wieder, teils ohrenbetäubend, die uns schon sehr vertrauten Neuseeländischen Zikaden. Sie können zwar ganz schön nerven, aber das Aussehen der ca. 6 cm großen Insekten ist beeindruckend (für den, der Insekten mag).
Nach einstündiger Fahrt erreichen wir „Havelock“, ein kleiner Hafen am Pelorus Sound. Zum besseren Verständnis: ein Sound, deutsch Sund, sieht quasi aus wie ein Fjord, wurde aber nicht von einem Gletscher geformt, sondern ist ein von Meerwasser gefülltes Flusstal. Die Gegend, in die wir heute fahren, heißt Marlborough Sounds, d.h. hier gibt es ganz viele solcher gefluteten Flusstäler (Die Badener stellen sich jetzt einfach mal die Täler des Schwarzwaldes zur Hälfte mit Meerwasser vollgelaufen vor). In Havelock kehren wir zum Mittagessen in dem Lokal „Slip Inn“ ein (Empfehlung vom Reiseführer) und werden mit unserer Wahl („Mussel Chowder“ und „Blue Cod Fish“) nicht enttäuscht.
Für unsere Weiterfahrt wählen wir den „Queen Charlott Drive“, eine extrem kurvige Straße (klar: die vollgelaufenen Täler müssen umfahren werden) nach Picton mit herrlichen Ausblicken.
Unser Quartier „Whakamonga Homestay“ erfüllt dann unsere Erwartungen vollkommen: ein kleines Einzimmer-Chalet direkt am Queen Charlott Sound mit freiem Blick auf diesen. Wahnsinn!!! Wir holen schnell unsere Koffer ins Haus und machen es uns dann auf der Terrasse gemütlich und unsere Vermieterin verwöhnt uns mit Tee, Kuchen und Obst. Später klettern wir durch den Garten ans Ufer runter, schauen uns den Anlegesteg mit den hauseigenen Kajaks an und wandern gut eine Stunde am Wasser lang, über gerade trocken gefallene Muschelbänke und Felsen. Danach schwingen wir uns nochmals kurz ins Auto, um eine Versorgungsfahrt nach Picton zu unternehmen, denn den heutigen Tag wollen wir mit einer guten Flache Wein aus dem Anbaugebiet Marlborough beschließen.

26.02.12 Gelbe Strände

 

Abel Tasman Nationalpark

Der Abel Tasman Coast Track ist ein 51 km langer Wanderweg, der einige Kilometer nördlich unseres aktuellen Standortes Motueka  startet. Zwar können wir nicht den gesamten 3- bis 4-tägigen Great Walk erwandern, aber eine der Etappen wollen wir heute bestreiten. Also fahren wir mit dem Auto nach Marahau, wo wir ein Ticket bei „marahau water taxis“ kaufen, mit dem wir den gesamten Küstenabschnitt mit dem Wassertaxi bis nach Totaranui fahren werden. Von hier würde der 4-Tages-Walk starten. Wir werden aber gleich wieder zurück bis nach Anchorage schippern, wo dann unsere Wanderung beginnen soll.

Abenteuerlich beginnt der Ausflug bereits beim „Einschiffen“: wir besteigen das Boot, das noch gar nicht im Wasser ist, sondern auf einem Anhänger, der von einem Traktor zum Meer gezogen  wird. Kaum im Wasser, „fetzt“ unser Wassertaxi bei schönstem Sonnenschein mit enormer Geschwindigkeit übers Meer. Gott-sei-Dank gibt es fast keinen Wellengang, sonst wäre das sicher ein Höllenritt. Fantastisch, die Küste vom Wasser aus zu betrachten. Unser Boot fährt zunächst den markanten Felsen „Split Apple Rock“ an, der wie der Name es sagt, an einen gespaltenen Apfel erinnert (nur viel größer natürlich). Auf der Strecke liegen dann weitere interessante Felsformationen, die wir ansteuern, aber auch eine Robbenkolonie können wir beobachten und interessante Seevögel. Zwischendurch laufen wir immer wieder kleine, malerische Buchten an und Passagiere steigen aus und ein (die Mitnahmestationen hat man vorab vereinbart).
Nach 2 ½ Stunden auf dem Wasser lassen wir uns in Anchorage absetzen und starten unsere Wanderung. Der Weg ist extrem gut angelegt, so dass man recht mühelos gehen kann. Die Steigungen halten sich im Rahmen. Der Weg führt parallel zur Küste etliche Meter über dem Meeresspiegel entlang.

So haben wir immer wieder großartige Aussichten auf Buchten mit dunkel gelbem Sand, vorgelagerte Inseln, Kajaks und Boote, die die Küste entlang schippern und natürlich auf den unendlichen Wald. Das Türkis des Meeres ist fast schon unwirklich intensiv. Ob das auf den Fotos wohl rauskommt?

Nach einer Mittagspause mit einem Lunchpaket aus dem Rucksack sind es nur noch ein paar Minuten bis zur Akersten Bay. Dort machen wir einen Badestopp. Wir sind fast alleine an diesem traumhaft schönen Strand. Da das Wasser – wie ich finde – angenehm erfrischend ist, stürze ich mich in die Fluten. Andrea beschränkt sich auf ein Fußbad und danach nehmen wir beide ein ausgiebiges Sonnenbad.
Nach gut einer Stunde Rast in der Bucht machen wir uns wieder auf den Coast Track. An der Stilwell Bay gehen wir vorbei, aber schon an der nachfolgenden Appletree Bay machen wir wieder Halt und legen uns für ein weiteres Stündchen in den gelben Sand, lesen ein paar Seiten in unserer Reiselektüre und schauen uns immer wieder diese wunderschöne Landschaft an.

                                 Austernfischer

Der letzte Abschnitt unserer heutigen Wanderung führt uns oberhalb weiterer Buchten langsam wieder zurück nach Marahau, von wo wir heute Morgen mit dem Wassertaxi aufgebrochen waren  (netto Gehzeit ca. 3 ¾ h).
Das Wetter hätte heute für diese Wanderung nicht besser sein können. Fast durchgehend Sonnenschein und ein paar Schönwetterwolken, dabei aber nicht zu warm. Einfach ideal!

Abendessen gibt es heute wieder als Selbstversorgung im Motel: gegrilltes Lamm mit Salat und neuseeländischem Bier.

25.02.12 Die Grillsaison ist eröffnet

 

Motueka / Kaiteriteri

Strand – Lesen – abends Grillen und ein gutes Glas Neuseeländischen Wein genießen. Das war’s heute – und das ist gut so!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

PS: wir wissen jetzt, von welchem Tier der wahnsinnige Krach kommt, den wir schon in Christchurch und danach immer wieder einmal irgendwo gehört habe. Zumindest wissen wir nun, wie diese Viecher aussehen, noch nicht wissend, wie sie heißen.