18.02.17 Lost World


Hamilton
Welch ein Glück: der Regen, der die ganze Nacht wie aus Kübeln heruntergekommen war, hat aufgehört. Und so genießen wir das prächtige Panorama auf den Lake Rotorua vom Frühstückstisch aus. Althea – unsere Vermieterin – bereitet uns ein leckeres Frühstück zu und wir unterhalten uns nochmals sehr gut mit ihr und Ashley, ihrem Mann. Sie schenken uns noch frisch gepflückte Grapefruit aus ihrem Garten und verabschieden uns auf unsere nächste Etappe.

Die zwei Stunden Fahrt nach Waitomo, wo wir eine Höhle durchklettern werden,  gehen locker rum. Die Sonne bekommt überhand über die Wolken und es ist nun 27 Grad warm. Die Landschaft erinnert uns ans Allgäu, wären da nicht immer wieder Baumfarne und Cabbage Trees, die uns klarmachen: WIR SIND IN NEUSEELAND!!!

Nach der Anmeldung zu unserer Höhlen-Tour haben wir noch genügend Zeit für ein entspanntes kleines Picknick und ein paar Zeilen Lesen in einem Buch. Jetzt scheint die Sonne mit voller Kraft und es ist sehr warm geworden. Klasse! Und das nach einer Wettervorhersage, die nicht viel Gutes hoffen ließ.

Endlich geht sie los, unser Lost World Tour, ein vierstündiges Adventure in einer Karsthöhle. Mit einem Van wird unsere Gruppe, also Andrea und ich sowie zwei junge Österreicherinnen, zum Startpunkt der Tour chauffiert. Dort werden wir mit blauen Overalls und weißen Gummistiefeln eingekleidet und Gurtzeug angelegt und Helme mit Stirnlampe aufgesetzt. Danach gibt es ein Sicherheitstraining, bei dem wir lernen unsere Karabiner an den Fixseilen korrekt zu handhaben. Als wir das alles verstanden haben, kann die eigentliche Tour beginnen. Es ist uns schon ein wenig mulmig, denn wir wissen, dass es mit einem Abseilen in 100 Meter Tiefe startet. Unser Guide, Ian, führt uns auf eine Plattform über der Abbruchkante von der aus wir uns mit den Seilen verbinden, die lose in die Tiefe hinabhängen. Ein schüchterner Blick in den Abgrund, aus dem der Fluss Mangapu herauftönt, und es wird uns klar: das ist wirklich verdammt tief! Auch hier werden wir von Ian gut eingewiesen, wie wir die Geschwindigkeit, mit der wir am Seil hinabgleiten, regulieren können. Und los geht es!

Eigentlich ist es ein ganz sanftes Hinabgleiten am Seil, nur manchmal „bounct“ es ein wenig, schließlich baumeln wir ja an einem 100 Meter langen, frei herunterhängenden Seil. Aber alles halb so schlimm – im Gegenteil: eine ganz tolle Erfahrung.

Blick nach oben zur Abseilplattform

100 Meter „Luft“ unter uns

Unten angekommen, stehen wir mitten in der Waitomo Cave, denn die Stelle von der wir abgeseilt haben, ist eine eingebrochene Höhlendecke. Nun klettern wir über Felsen zwischen den Tropfsteinen herum. Immer dann an Fixseilen gesichert, wenn die Absturzgefahr zu groß ist. An manchen Stellen rauscht unter uns der Mangapu River, der sich hier tief in den Kalkstein hineingefressen hat. Ich glaube kaum, dass in Deutschland so eine Tour genehmigt würde, da das alles doch nicht ganz ungefährlich ist.

Die vier „Expeditionsteilnehmer“ mit eingeschalteten Helmlampen

An einer Stelle in der Höhle können wir die Glowworms betrachten. Das sind Fliegenmaden, die an der Höhlendecke hängen und mit Fangfäden Insekten einfangen und fressen wollen. Die Insekten locken sie an, indem sie leuchten. Da sehr viele von diesen Tierchen an der Höhlendecke hängen, sieht das wie der Sternenhimmel aus. Ein faszinierender Anblick in der ansonsten dunklen Höhle.

Die nächste Herausforderung auf unserer Tour unter der Erde ist eine freistehende 30 m lange, senkrecht hinaufführende Stahlleiter, über die wir eine höhere Ebene des Höhlenverlaufs erreichen müssen. Gut gesichert erklimmt einer nach dem anderen (einzeln) die vielen Leiterstufen. Das ist verdammt anstrengend und am oberen Ende der Leiter auch recht wackelig. Als wir das geschafft haben führt die Klettertour noch ein gutes Stück weiter in Richtung Höhlenausgang und damit zurück ans Tageslicht.

Die Eindrücke, die wir auf diesem Höhlentrip gesammelt haben, lassen sich nicht einfach beschreiben. Ich glaube, das muss man einfach selbst gemacht haben, damit man eine wirkliche Vorstellung davon gewinnt. Unser Guide hat einige Fotos geschossen. Die will er uns morgen (?) zum Download bereitstellen. Sobald wir sie haben, ergänzen wir sie auf dieser Seite im Blog.

Nach der Höhlenkletterei fragen uns die beiden Österreicherinnen, ob wir sie nach Hamilton mitnehmen könnten. Das tun wir gerne und so haben wir noch nette Gesellschaft auf der Fahrt. In unser neuen Unterkunft angekommen werden wir freundlich empfangen und zu einem o-Saft eingeladen. Dann duschen, in einer Brauereigaststätte sehr gut essen und zurück ins B&B, wo uns die Vermieterin noch auf ein Glas Wein und einen netten Plausch einlädt.