Archiv der Kategorie: Nordinsel

12.03.12 Von Auckland nach Steinmauern

Montag, 12./Dienstag, 13.03.2012  Auckland/Steinmauern

Heute stehen wir „erst“ gegen 8:00 Uhr auf, denn wir werden die nächsten zwei Tage wahrscheinlich wenig zum Schlafen kommen. Nachdem wir unsere Koffer einmal aus- und wieder eingepackt haben, begeben wir uns in den gemütlichen Frühstücksraum unseres B&B. Ulrike, die Eigentümerin des Hauses, ist schon eifrig am Frühstück richten für ein paar andere Gäste. Sie freut sich, mal wieder Gäste aus der Heimat beherbergen zu dürfen und wir plaudern eine ganze Weile über unsere Erlebnisse und Eindrücke von NZ. Wir haben keine Zeit zu verlieren, denn es regnet. Laut „weatherforecast“ sollte eigentlich ein Sonnen/Wolkenmix vorherrschen. Wir beschließen, das schlechte Wetter für einen Einkaufsbummel in einem nahe gelegenen Einkaufscenter zu nutzen. Schließlich brauchen wir noch Mitbringsel für unsere Jungs. Zunächst erstehen wir für uns Markenjeans, die in Deutschland einiges teurer wären, und dann machen wir ein wirkliches Schnäppchen, als wir zwei Badeshorts sehr bekannter Surfermarken reduziert erstehen.

 

Als wir zur Mittagszeit wieder ins Freie kommen, treffen uns tatsächlich ein paar zaghafte Sonnenstrahlen. Daher ist unser nächstes Ziel der Mt. Eden, einer der ca. 50 Vulkane Aucklands, an dessen Fuß unser B&B steht. Von hier aus hat man einen tollen Überblick über die riesige Stadt und wir sehen zwischen all den Häusern wirklich viele kleinere und größere Vulkankegel. Die Stadt steht im wahrsten Sinne des Wortes auf einem Pulverfass.

 

Das wird uns erst recht bewusst, als wir nochmal das Museum der Stadt besuchen. Wir fahren dieses Mal mit dem Auto in die Innenstadt, weil uns die Kombination Bus/zu Fuß doch zu lange dauert. Kein Problem, mittlerweile sind wir routiniert genug, um uns auch in der größten Stadt Neuseelands im Linksverkehr zu behaupten.

In dem riesigen Gebäude machen wir uns sofort auf in die naturwissenschaftliche Abteilung. Auf dem Weg dorthin streifen wir durch einen Teil der Maori-Ausstellung, die wir tags zuvor wohl übersehen haben. Dann zieht uns der sehr gelungene Bereich zur  Geothermie Neuseelands in seinen Bann. Hier wird sehr abwechslungsreich, aber auch eindringlich dieses faszinierende Thema aus den verschiedensten Blickwinkeln dem Besucher näher gebracht. Besonders beeindruckend wird für uns eine sehr realistische Simulation, die wir in einem gemütlich eingerichteten „Wohnzimmer“ miterleben dürfen: ein Seebeben wird im Hafen Aucklands registriert, die Experten im Fernsehen gehen von keiner Gefährdung aus, aber wir sehen durchs Fenster schon eine grauschwarze Wand auf uns zu kommen, das ganze Haus zittert, das Licht flackert und dann schlägt die Monsterwelle mit ungeheurem Getöse ein … danach ist es stockfinster! Das war’s! Die Lichter gehen an und man kann jeden im Raum durchatmen hören. Die Warnhinweise, die wir vorab zu dieser Simulation gelesen haben, waren nicht unberechtigt. Mit schwachem Herzen sollte man sich das wirklich nicht antun.

 

Wir streifen noch eine Weile durch den naturwissenschaftlichen Bereich, treffen u. A. auf ein imposantes, lebendes Exemplar eines Neuseeländischen Langflossenaals (2m, 35kg) und verlassen gegen 15:00 Uhr das Gebäude. Wir fahren zu unserer Unterkunft, um die Koffer zu holen. Nochmals ein kurzer Plausch mit Ulrike, dann machen wir uns auf zu unserer letzten Fahrt auf Neuseelands Straßen. Wir werden das „Geisterfahren“ doch irgendwie vermissen. Nach 20 Km kommen wir am International Airport an und trennen uns von unserem silbernen Toyota Corolla, ein zuverlässiges Gefährt. Noch schnell ein Blick auf den Kilometerstand: wir sind auf der Nordinsel knapp 1500 km gefahren, auf der Südinsel waren es gut 3300 km. In den vier Wochen haben wir also genau 4812 Kilometer zurückgelegt. Wow!

 

Dann folgt das bereits bekannte Procedere, alles völlig unkompliziert: Mietwagen abgeben, Gepäck einchecken, Inhalt der Wasserflasche einverleiben und ab geht ’s durch den Security-Check. Dann heißt es noch 1 ½ Stunden Warten auf das Boarding. Wir vertreiben uns die Zeit mit Lesen, werfen neugierige Blicke auf unseren Flieger, den A 380, und entdecken plötzlich unter all den Wartenden „alte Bekannte“, zwei Deutsche, denen wir schon in Rotorua und in Coromandel Town begegnet sind. Echt witzig. Die beiden werden mit nach Sydney fliegen und dort noch drei weitere Tage bleiben.

 

Ja und dann heißt es plötzlich Abschied nehmen von Neuseeland, einem Land, das uns mit seiner Vielfältigkeit sehr beeindruckt hat und das keine Wünsche offen lies, außer vielleicht in Bezug aufs Wetter.
Wir betreten den A380 und suchen unsere Plätze im Unterdeck (klar, die First Class reist oben). Wir sitzen fast ganz vorne, was sich später noch als Nachteil herausstellen soll. Um 18:40 Uhr verlassen wir neuseeländischen Boden und schauen noch mal wehmütig auf das Land zurück, das wir vier Wochen lang durchquert haben. Durch die super von Wolfgang ausgetüftelte Route haben wir sehr viel „mitgenommen“, aber längst nicht alles. Und so sind wir uns beim Abheben einig, dass wir vielleicht doch nochmal wiederkommen werden (zum 30. Hochzeitstag?).

 

Die harte Realität holt uns schnell aus unseren Zukunftsträumen: weinende Kinder und Babys zwei Reihen vor uns halten Eltern, Flugbegleiter und letztlich alle Passagiere die nächsten dreieinhalb Stunden auf Trab. Als wir um 22:05 Uhr Ortszeit in Sydney zwischenlanden, atmen alle auf. Wir haben gut eineinhalb Stunden Zeit, um uns die Beine zu vertreten, dann steigen wir zur längsten Etappe wieder in den A380: 14 Stunden und 30 Minuten Flug am Stück liegen vor uns bis nach Dubai! Aber die Flugdauer soll sich nicht als das Schlimmste herausstellen, denn auch auf diesem Abschnitt weint ein Baby stundenlang, bis es irgendwann in den Armen der völlig entnervten Mutter einschläft. Zwischenzeitlich haben sich Personal und sogar Sitznachbarn redlich um allein reisende Mutter und Kind bemüht. Es ist also eine lange Nacht mit sehr wenig Schlaf (gut, denn damit trickst man nach unseren Erfahrungen vom Hinflug das Jetlag aus). Wir sehen wieder massenhaft Filme an, lesen und dösen zwischenrein und irgendwann ist auch diese Etappe überstanden und wir landen um 5:15 Uhr Ortszeit in Dubai. Jetzt heißt es, dreieinhalb Stunden bis zum Anschlussflug zu überbrücken. Wir wandern den Flughafen einmal komplett in seiner ganzen Länge und wieder zurück ab und brauchen dafür eine Stunde! Mit Gymnastik und Stöbern in den Duty-free-Läden vertreiben wir uns den Rest der Zeit. Ein letztes Mal Sicherheitskontrollen und einsteigen, jetzt in eine Boing 777. Die letzte Etappe ist quasi ein Klacks: die 7 Std. Flug sitzen wir im wahrsten Sinne des Wortes auf der linken A….backe ab. Die Zeit vergeht „wie im Flug“ zwischen leckerem Essen, Filmen und Lesen und so landen wir wohlbehalten um 12: 45 in Frankfurt.

 

Als wir um 16:30 Uhr endlich im Rastatter Bahnhof ankommen, sind wir uns nicht ganz sicher, was nerviger war: die weinenden Kinder im Flugzeug, oder das unkomfortable Reisen mit der Deutschen Bahn. In Frankfurt hatten wir um fünf Minuten unseren Zug verpasst und mussten eine Stunde warten. Zudem mussten wir mit drei Koffern zwei mal umsteigen und Sitzplätze waren in keinem der Züge zu ergattern. Egal: die Heimat hat uns wieder, wenn sie uns auch nur mit bedecktem Himmel und schlappen 11° C in Empfang nimmt. Um einiges herzlicher fällt da schon der Empfang durch unsere Jungs aus. Zum krönenden Abschluss unserer Trips ans andere Ende der Welt gönnen wir uns ein gemeinsames Abendessen in einer Gaststätte und beginnen begeistert, von unseren Reiseerlebnissen zu erzählen…

 

 

11.03.12 Im Betondschungel

11.03.2012 Auckland

Von unserem gestrigen Standort Coromandel ist es nur ca. 2,5 Stunden Fahrtzeit nach Auckland, der mit Abstand größten Stadt Neuseelands. (Die Hauptstadt ist aber Wellington). Nach 4 Wochen Natur, Natur, Natur, sind wir große Städte gar nicht mehr gewohnt.

Zuerst suchen wir unsere letzte Unterkunft auf Neuseeländischem Boden und folgen der Empfehlung unseres Reiseführers ins Bavarian Bed&Breakfast. Eine sehr gute Wahl, wie sich gleich zeigen sollte, denn das Zimmer ist schön groß und hat Stil! Das Haus ist sicher 100 Jahre alt und liebevoll hergerichtet. Der Empfang ist freundlich und wir sind „happy“, dass wir ohne weiteres Suchen gut untergekommen sind.

Mit dem Bus machen wir uns auf in die Stadtmitte. Dort bummeln wir ein wenig durch die Läden der  Haupteinkaufsstraße Queensstreet, wo auch sonntags alle Läden geöffnet sind. Am Hafen werden wir zufällig Zeuge der frenetisch gefeierten Einfahrt des Neusseeland-Nationalmannschaft-Segelboots, das wohl gerade den Volvo-Cup gewonnen hat (zumindest klingt der Jubel der Kiwis danach). Es fängt nun doch zu nieseln an. Nieselregen heißt auf Englisch „drizzle“ und genau so fühlt sich der Regen an J.

Die beste Option ist daher nun, ins Museum zu gehen, das laut Reiseführer sehr sehenswert sein soll. Auf dem Weg dort hin liegt der Wintergarden, 2 Gewächshäuser, in die wir auch noch kurz einen Blick werfen. Das Museum wartet mit zahlreichen Exponaten der Südseeureinwohner auf. Viel interessanter finden wir die Maori-Abteilung, in der ein komplettes Versammlungshaus aufgebaut ist und auch ein 20m-Kriegskaunu ausgestellt wird. Als wir dann im Naturkundlichen Teil angekommen sind, überraschen uns die Wärter mit der Nachricht, dass das Museum nun schließt. Es ist bereits 17:00 Uhr. Bei weiterhin beharrlichem Nieselregen besichtigen wir anschließend den Farngarten, in dem 100 Farnarten angepflanzt sind. Einige davon erkennen wir wieder, die wir in den vergangenen Wochen im Urwald gesehen haben.

Auf dem Weg zurück zu unsrem B&B kommen wir durch den Arthurpark – ein weiterer Beweis dafür, dass die Neuseeländer im Rasenmähen perfekt sind und dass sie beneidenswert schöne Parkanlagen mit tollen alten Bäumen haben.

Quasi als Abschiedsessen von Neuseeland suchen wir uns nochmal ein richtig gutes Lokal aus. Wir werden im Stadtteil Mt. Eden fündig. Im Molten Restaurant speisen wir bestens. Unsere beiden unterschiedlichen  Fischgerichte sind raffiniert zusammengestellt und einwandfrei zubereitet. Die Desserts können ebenfalls wirklich überzeugen.

Um 21:30 Uhr kehren wir in unser B&B zurück. Wir schreiben noch die Berichte für die vergangenen zwei Tage und suchen ein paar passende Bilder aus. Damit verabschieden wir uns von den treuen Lesern unseres Neuseelandblogs, denn ob wir morgen im Flughafen die Gelegenheit haben werden, uns nochmal kurz zu melden, ist fraglich.
Uns hat es Spaß gemacht, über unsere Erlebnisse bei den Kiwis zu berichten und wir hoffen, dass das beim Lesen auch rübergekommen ist.

10.03.12 Kauri – Schmalspurbahn – Rugby

10.03.2012    Von Hahei nach Coromandel

Da – wie schon absehbar war – heute kein Badewetter ist, freuen wir uns, dass es zumindest nicht regnet und es relativ warm ist (so 20 Grad) und machen uns auf ins nahe gelegene Örtchen  Coromandel Town. Wir wählen dafür die Straße 309, eine weitgehend nicht asphaltierte „gravel road“. Die Strecke bietet wieder reichlich Naturnähe und wartet zunächst mit einem kleinen Kauri-Hain auf. Kauri sind Bäume, die sehr hoch wachen (wenn man sie nur lange genug lässt.) Früher war diese Baumsorte weit verbreitet, aber schon Maori und dann die frühen Siedler haben sie weitgehend  abgeholzt. Hier gibt es aber wenigstens noch ein paar 500 bis 600 Jahre alte Exemplare, die schon sehr beeindruckend sind. Mit 30 .. 40 Metern Höhe und einem Stammumfang von  6 Metern sind das richtige Baumriesen.

Ein kleines Stück weiter die 309 hinab schauen wir uns einen idyllischen Wasserfall an. Ich wiederhole mich sicher, aber kann nicht anders als zu schwärmen, wie schön das ist, wenn hier mitten im Urwald ein Bach in die Tiefe stürzt und dabei vom hereinfallenden Licht beschienen wird.

Gegen 11:00 Uhr kommen wir dann in Coromandel Town an und schauen uns ein wenig im Ort um. Ganz ehrlich: die Reiseführer stellen das schöner dar, als wir es in der Realität empfinden. Für uns gehört der Ort zu den weniger schönen Plätzen Neuseelands.

Wir suchen nach einer Unterkunft für eine Nacht und treffen eine schlechte Entscheidung, als wir uns in der „Pottery“ einmieten, denn eigentlich ist es ein etwas angegammeltes Cottage. Na ja! Wir beschließen daher kurzfristig, nach dem Abendessen  ins Nachtleben Coromadels einzutauchen und uns die Herberge schön zu trinken.

Aber vorher machen wir einen kleinen Trip zu einer Schmalspureisenbahn, die 3 km nördlich des Ortes liegt. Hier hat ein Töpfer eine kleine Bahn gebaut, um von seinem Grundstück den Lehm zu der Töpferei zu karren. Spaziergänger wollten dann immer mitfahren, so dass er vor 30 Jahren angefangen hat, die Bahn als Touristen-Bähnchen auszubauen. Das lief so gut, dass er die Strecke bis heute immer weiter geführt hat. Über 3 km windet sich die Bahn 120 Meter den Berg hinauf. In Spiralen, Kehren, Tunneln und über Brücken „eiert“ der Zug den Berg hoch, dass mir fast etwas mulmig wird. Vom Aussichtsturm auf  der Bergstation haben wir einen schönen Blick hinunter auf die Coromandel Halbinsel. Der kauzige Töpfer hat hier ein richtiges Unikum geschaffen. Kaum zu beschreiben – man muss es selbst gesehen haben.

Den Rest des Nachmittags nutzen wir für einen kurzen Walk an der Long Bay. Wir legen uns eine Stunde auf eine Wiese an der Bay. Neben uns findet eine Openair-Hochzeit statt. Der Bräutigam in kurzen Hosen!  Nach dem Rückweg gehen wir zum Abendessen ins beste Lokal am Ort, in den Pepper Tree. Andrea ist begeistert von ihrem Fisch auf einem Gemüsebett; ich bin mit meiner Riesenportion Grünlippmuscheln nicht ganz so gut bedient. Aber der Wein dazu ist wieder mal klasse.

Anschließend setzen wir unser Vorhaben, ins Nachtleben von Coromandel einzutauchen, in die Tat um und kehren in die Kneipe gleich nebenan ein. Die ist wirklich sehr gemütlich eingerichtet, die Wände sind mit alten, vergrößerten Fotografien des Ortes tapeziert, es läuft ordentliche Musik im Hintergrund und auf dem großen Flachbildschirm kann man ein Rugbyspiel der neuseeländischen 1. Liga live verfolgen. Da wir schon seit Jahren durch unsere Frankreichurlaube zu eingefleischten Rugbyfans geworden sind, lassen wir uns gerne nieder, genießen das Spiel und testen nebenbei ein  paar wirklich gute neuseeländische Biersorten.

09.03.12 Dreisträndetag

09.03.2012 Hahei

In Hahei gibt es die Cathedral Cove und ganz in der Nähe den Hotwater Beach. Außerdem verfügt Hahei selbst auch über einen äußerst attraktiven Strand. Daher brauchen wir heute Sonne, Sonne und nochmal Sonne, damit das ein richtig toller „3 beaches day“ werden kann.

Die Wettervorhersage hat gestern noch anderes prognostiziert, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Also erst mal gleich nach dem Aufstehen – so gegen 8 Uhr- aus dem Fenster schauen. 50% Wolken, 50% Blau. Könnte schlimmer sein.

Nach dem Frühstück machen wir uns gleich auf den Weg zur Cathedral Cove. Dafür müssen wir nur ca. 2 km fahren, um den Parkplatz zu erreichen, von wo aus der Weg zu dieser ganz besonderen Bucht führt. Und siehe da. Alle Wolken haben sich verzogen. Es herrscht schönstes Sommer-Bade-Wetter und die Temperaturen erreichen auch schnell Werte über 20 Grad. In der Sonne ist es richtig heiß. Der Weg runter zur Küste ist traumhaft schön. Wie soll man das in Worte fassen? Hügelland im Hintergrund, dichter Busch, der bis zum Wasser hinunter reicht. Der blaue Pazifik mit zahlreichen vorgelagerten Inseln und Inselchen und Felsen im Wasser.

Nach einer halben Stunde haben wir den berühmten Strand „Cathedral Cove“ erreicht. Die „Kathedrale ist ein gigantischer Steinbogen, der bei Flut vom Meer durchspült wird und der bei Ebbe trockenen Fußes durchgangen werden kann. Die Ausmaße sind tatsächlich die eines großen Kirchenschiffs. Und wieder sind es die Farben, die uns begeistern. Das helle Gelb der Klippen und des Steinbogens, obenauf Bäume in Grün und der weiße Strand, kristallklares Wasser und im Hintergrund auf dem Wasser eine Blaugrautonreihe, die von den Inseln in unterschiedlicher Entfernung gestaltet wird.

Zikaden und laute Brandung bieten eine imposante Geräuschkulisse. Hier können wir uns gar nicht losreißen, bleiben daher bis 13:30 Uhr in der Sonne liegen und nehmen natürlich auch ein Bad in der erfrischenden Brandung (ich zweimal, Andrea ein halbes Mal).

Danach wollen wir uns den Hotwater Beach anschauen. Wie der Name es schon sagt, gibt es hier im Strand zwei heiße Quellen. Ca. 65 Grad heißes Wasser tritt hier in die von den Badegästen in den Strand gegrabenen Löcher hinein. Allerdings ist die Fläche des Heißwasseraustritts relativ klein und die Zahl der Badegäste, die einen eigenen Thermalpool graben, groß, so dass wir uns damit begnügen, die Wasserlöcher zu durchqueren und uns dabei fast die Füße verbrühen.

Ein paar Meter weiter den Stand hinauf finden wir ein wunderbar abgeschiedenes Plätzchen im Windschatten eines Felsen, wo wir uns breit machen und in der Sonne baden und unser Bücher weiter lesen. Wie zuverlässig und ausdauern die Sonne heute scheint! Und kein Wölkchen trübt diesen Genuss – einfach herrlich!

Um das Tripel heute noch voll zu machen, legen wir uns abschließend noch für ein Stündchen an unseren „Hausstrand“ in Hahei, direkt hinter unserem Appartement. Bis der Himmel sich nun doch bedeckt ist es mittlerweile 17:00 Uhr und es meldet sich der Magen, der mal wieder nach Essbarem verlangt. Wir hatten gestern Grillade eingekauft, als wir sahen, dass vor unserer „Hütte“ ein Gasgrill steht. Den nutzen wir nun, um Würstchen und Hähnchenkeulen zu grillen. Dazu gibt es Nudeln mit Soße und einen feinen Marlborough Sauvignon Blanc.

08.03.12 Kiwis und Maoris

08.03.2012 Von Rotorua nach Hahei

Relativ schlechtes Wetter heute Morgen. Daher ist schnell die Idee geboren, dass Andrea in ein Tiergehege in Rotorua geht, um endlich das Wappentier der Neuseeländer, einen Kiwi, zu sehen. Ich habe darauf eigentlich keine Lust und ziehe das Museum in Roturoa vor. Also haben wir erstmalig in diesem Urlaub ein getrenntes Programm.

Das eindrucksvolle Museum ist in dem riesigen ehemaligen Kurbad (von 1908) untergebracht. Zuerst sehe ich mir den 20-minütigen Film über die Geschichte Rotoruas und insbesondere des Bades an. Beeindruckend, dass beim Vulkanausbruch und Erdbeben die Sitze wackeln und eine bedrohliche Geräuschkulisse das Naturereignis begleitet.  Im Museum wird hauptsächlich die Geschichte der Maori in der Gegend von Rotorua anschaulich gemacht und das Kurbad erklärt. Mich begeistert dabei vor allem, dass man hinter die Kulissen des Gebäudes schauen kann, nämlich in den Keller und in den Speicher, wo Baukonstruktion und Haustechnik mich besonders interessieren.

Als wir uns gegen 11:30 Uhr wieder treffen, erzählt Andrea ganz begeistert von ihrem Besuch bei den Kiwis. Sie konnte an einer speziellen Führung teilnehmen, die die Besucher hinter die Kulissen der Anlage schauen lässt, speziell in die Aufzuchtstation. Dabei wurde eine Menge Hintergrundwissen über Kiwis vermittelt. Irgendwie gehört es eben auch dazu, dass man in Neuseeland wenigstens einmal Kiwis sieht.

Bei weiter schlechtem Wetter – mittlerweile nieselt es auch immer wieder einmal – bewegen wir uns Richtung Norden, um die Coromandel Halbinsel zu erreichen, die unser Ziel für die letzten Urlaubstage sein soll. Hier wäre dann Baden angesagt. Allerdings spricht die Wettervorhersage nicht gerade von Badewetter in den kommenden Tagen. Schau’n mer mal.

Um die spätere Mittagszeit halten wir in Katikati an, einer kleinen Stadt, in der viele Häuserfassaden bemalt wurden, um den Ort interessanter zu machen. Ein paar Minuten spazieren wir der Hauptstraße entlang (gibt es überhaupt Nebenstraßen?) und gehen dann in ein ordentliches Restaurant zum Mittagessen.

Weiter geht es der Küste entlang bis nach Hahei. Wir haben hier keine Unterkunft vorgebucht, was bedeutet, dass wir erst einmal auf Zimmersuche gehen müssen. Das gestaltet sich gar nicht so einfach, da etliche Unterkünfte ausgebucht sind. Nach einigen Fehlversuchen landen wir dann im Hahei Holdiday Resort. Dort bekommen wir ein ordentliches  Appartement direkt am Strand, allerdings ist es etwas überteuert. Nun ja, Hahei ist halt ein ganz besonders beliebtes Sommerurlaubs-Örtchen!

Noch ein kleiner Strandspaziergang (bei alles anderem als sommerlichem Wetter) und mit der Hoffnung, dass morgen besseres Wetter kommen möge geht es heute früh ins Bett, wo noch die eine oder andere Buchseite gelesen wird.

07.03.12 Schwefeldampf

07.03.2012 Vom Tongariro National Park nach Rotorua

Und wieder einmal ziehen wir weiter: nachdem wir uns am Frühstücksbuffet im Chateau kräftig gestärkt haben, packen wir unsere sieben Sachen ins Auto und fahren Richtung Norden zum Lake Taupo. Wir haben ihn bereits zwei Tage zuvor bei der Besteigung der Vulkankette sehen können, denn er ist mit seinen 606 km² der größte See Neuseelands und liegt nur 20 km vom Nationalpark entfernt. Er ist selbst ein Kratersee, wenn auch von einem ganz alten, nicht mehr aktiven riesigen Vulkan. An seinem nördlichsten Ende haben wir nochmal einen wunderbaren Blick zurück auf die beeindruckende Vulkanansammlung.
Unser erster Halt ist kurze Zeit später bei den Huka Falls. Hier wird der längste Fluss Neuseelands, der gerade erst dem Lake Taupo entsprungene Waikato River, in eine enge Schlucht gepresst und schießt dann 10 Meter tief in ein tosendes Becken.
Den zweiten Stopp an diesem Tag hätten wir uns getrost sparen können, aber die „Craters of the Moon“ locken mit ihrem verheißungsvollen Namen. Es ist der erste von einer ganzen Reihe geothermischer Areale, die entlang des „Geothermal Explorer Highway“ liegen. Man sieht hier auf einer weiten Fläche aus vielen Öffnungen in der Erde Dampf aufsteigen. Es riecht auch entsprechend schwefelig. Ab und zu sind auch größere Löcher zu sehen, an deren Grund es in kleinen Schlammbecken blubbert. Vielleicht sind wir von unserem Islandurlaub im vergangenen Jahr verwöhnt, auf jeden Fall haut uns der Park nicht gerade vom Hocker. Ganz anders sieht das allerdings 30 km weiter im „Wai-O-Tapu Thermal Wonderland“ aus. Hier findet sich auf einem recht kleinen Gebiet im wahrsten Sinne des Wortes eine sehr bunte Mischung an geothermalen Erscheinungen: etwa der brodelnde, farbenfrohe Champagner Pool, 700 Jahre alte Sinter-Terrassen, Schwefelhügel und das „Devil’s Bath“. Dabei handelt es sich um einen zerklüfteten Krater, der mit Wasser gefüllt ist. Dessen Farbe ist aufgrund der darin gelösten Arsensulfide giftgrün! Wir können uns gar nicht satt sehen an den erstaunlichsten Formen und vor allem Farben, die die Natur hier zum Vorschein gebracht hat. Nach zwei Stunden machen wir uns wieder auf den Weg nach Rotorua. Vorher wollen wir aber nochmals einen kleinen Halt einlegen, denn Wolfgang hat in einem unserer Reiseführer einen tollen Hinweis entdeckt: kurz nach Wai-O-Tapu führt die Straße an einem Bach vorbei mit dem recht ungewöhnlichen Namen „Kerosene Creek“. Dieser Bach führt auf Grund der geothermalen Aktivitäten in der Umgebung warmes Wasser! Das müssen wir uns natürlich ansehen. Und tatsächlich fließt ein wunderschönes Bächlein durch den neuseelandtypischen Wald, bildet hier und da kleine Becken und ergießt sich über einen Ein-Meter hohen Wasserfall in ein größeres Becken (die Badener stellen sich einfach mal die Geroldsauer Wasserfälle auf 35°C aufgeheizt vor). Schnell holen wir unsere Badesachen aus dem Auto und rein geht’s ins warme Badevergnügen. Durch den kleinen Wasserfall hat das Becken darunter sogar Whirlpoolcharakter. Herrlich! Baden im Bach ohne Zähneklappern. Während ich das Bad ewig genießen könnte, streikt Wolfgang nach 10 Minuten, da ihm schon die Schweißperlen im Gesicht stehen, so warm wird ihm. Kurz darauf geht es mir aber genauso und wir beenden den Badespaß. Der hat übrigens einen unerwünschten Nebeneffekt: wir muffeln ganz schön schwefelig. Aber in der Umgebung fällt man damit nicht weiter auf. Dieser Geruch steigt einem immer wieder mal in die Nase. Auch als wir Rotorua erreichen, ändert sich das nicht, denn diese Stadt mit 70.000 Einwohnern liegt auch noch in der geothermalen Zone. Das sollten wir später nicht nur riechen, sondern auch sehen. Wir machen einen kleinen Stadtrundgang vorbei am Lake Rotorua durch die Government Gardens hin zu zwei historischen Badehäusern. Das eine wurde 1908 im Tudor Stil erbaut und beherbergt heute ein Museum, das andere ist das Polynesian Spa, das 1882 eröffnet wurde und das immer noch in Betrieb ist (jetzt allerdings ein moderner Bau). In diesem Areal stoßen wir auch auf einige Maori Skulpturen und Gebäude.
Im Visitor Center der Stadt informieren wir uns über die Möglichkeiten, an einem traditionellen Hangi-Essen der Maori teilzunehmen. Als wir aber erfahren, dass dies nur mit einem Komplettprogramm (Maori Begrüßungszeremoniell, Tanz, Konzert und Essen) zu haben ist und wir die Informationsbroschüren ansehen, vergeht uns das Interesse. Wir haben keine Lust, an solchen, wohl schnell auch peinlich werdenden, touristischen Shows teilzunehmen. Stattdessen machen wir uns auf den Weg in ein nahegelegenes Stadtviertel, in dem Maori wohnen. Hier kann man sehen, wie sich gelebte Maorikultur mit der Moderne arrangiert. Was uns allerdings staunen lässt, ist, dass es in diesem Viertel an allen Ecken und Enden (auch aus den Gullis) dampft und zischt. Wir laufen mitten durch ein Geothermalgebiet, mitten in der Wohnbebauung und in den Vorgärten, auf Parkplätzen und zwischen Blumenbeeten blubbert das kochendheiße Wasser! Unglaublich!
Trotz des Schwefelgestanks in der Nase bekommen wir langsam Hunger und so begeben wir uns wieder in die Innenstadt und suchen ein Lokal. Wir wollen uns schon fast damit abfinden, dass es wohl zum Abendessen eher etwas Einfaches gibt, als wir das „Great Kiwis Ale House“ entdecken. Hier gibt es zum einen sehr viele verschiedene Biersorten und zum anderen richtig gutes Essen. Wolfgang putzt die große Grillplatte und ich bekomme zum ersten Mal in Neuseeland einen richtigen Salat. Nach dem Essen kaufen wir noch schnell Proviant für das Frühstück und die Weiterfahrt am nächsten Tag ein und begeben uns anschließend in  unsere Unterkunft „Tuscany Villas Motor Lodge“, ein wunderschönes Motel im toskanischen Stil gehalten. Und als wir das Badezimmer sehen, ist klar, dass wir heute nochmals in den Genuss eines Whirlpools kommen werden, nur dieses Mal ohne schwefligen Badezusatz.

06.03.12 Relaxen im Nationalpark

6.3.2012 Tongariro Nationalpark

Relaxen steht heute auf dem Programm. Nach dem gestrigen Alpine Crossing und dem Marathon am Tag davor machen mir die Muskeln ganz schön zu schaffen. Ich bin kaum aus dem Bett gekommen, so stark hat der Muskelkater zugeschlagen. Andrea hingegen läuft überraschend gut daher.

Etwas später als sonst gehen wir zum Frühstück und schlagen richtig zu. Gut gestärkt machen wir anschließend einen kleinen „walk“ zu einem idyllischen Wasserfall ganz in der Nähe des Chateau. In wenigen Minuten Spaziergang durch dichten Busch gelangen wir zu dem Gebirgsbach, der munter vor sich hin plätschert um dann über eine mehrere Meter hohe Lavastufe in die Tiefe zu stürzen. Ein wirklich schöner Anblick, wie das Sonnenlicht durch den Wald hereinfällt und die Szenerie interessant beleuchtet.

Unsere  nächste Station am heutigen Tage ist das Eisenbahnbauwerk „Raurimu-Schleife“. In ein paar Kilometern Entfernung ist dieses Meisterwerk der Ingenieurszunft des frühen 20. Jhd. (1905 – 1907) zu bestaunen. Hier hat die Bahnstrecke Auckland – Wellington innerhalb kürzester Strecke einen Höhenunterschied von 220 Metern zu überwinden. Das haben die damaligen Ingenieure mit einer Gleisführung in Spiralform, verbunden mit 2 Tunneln, gemeistert. Leider sieht man von der eigens eingerichteten Beobachtungsplattform nicht so wahnsinnig viel von diesem Bauwerk. Dennoch warten wir den Zug ab, der die Strecke gegen 12:00 Uhr passiert, und machen ein paar Fotos.

Am Nachmittag brechen wir dann zu einem weiteren etwa 2-stündigen „walk“ auf. Ganz in der Nähe des Chateau gibt es einen – wie immer bestens präparierten – Weg entlang eines Bachlaufs, der durch dichten unberührten Urwald und auf Stegen über eine sumpfige Ebene führt. Obwohl wir in den vergangenen drei Wochen nun schon viel Urwald gesehen und durchwandert haben, ist es wieder einmal beeindruckend, spannend und fesselnd, die verschiedenen Bäume, Palmen, Farne, Buschwerk, Gräser, etc. zu erleben. Seltsam finden wir es, dass in dieser unberührten Natur nur ganz wenige Vögel zu hören sind. (Das war uns auch in den Regenwäldern und in den anderen Urwäldern schon aufgefallen.)

Den späteren Nachmittag verbringen wir zuerst am Rande des Golfplatzes, der zum Hotel gehört und als es kühl wird in der Hotellobby mit Lesen. Danach geht es zeitig in Hotelrestaurant, wo wir uns leckere Lammkarrees schmecken lassen und zwei weitere Neuseelandweine kosten.

Mal sehen, vielleicht trinken wir an der Hotelbar heute noch einen Absacker, bevor das Bett ruft.

05.03.12 zwischen Vulkanen

5.3.2012 Tongariro Nationalpark

Um 7:00 Uhr klingelt der Wecker, denn heute soll der Super-Sonnen-Wandertag sein. Den wollen wir sicher nicht verschlafen. Bei meinem Muskelkater handelt es sich um ein „ausgewachsenes Tier“, Andrea hat weniger Probleme mit den Muskeln, aber ihr schmerzen vor allem die Füße. Ideale Voraussetzungen für eine Tageswanderung!

Nach einem opulenten Hotelfrühstück fahren wir ein paar Kilometer zum Wanderparkplatz, von dem einer der schönsten Wanderwege Neuseelands abgeht: der Tongariro Alpine Crossing. Um genau 9:00 schnüren wir die Wanderstiefel und machen uns auf den Weg. Der erste Abschnitt des Tongariro Alpine Crossing ist recht flach und verläuft auf bestens angelegten Wegen und Holzstegen. Sie dienen  dem Schutz der sensiblen Landschaft.  Uns helfen sie, den Muskelkater vom gestrigen Marathon „rauszulaufen“, denn wenn es jetzt gleich steil ansteigen würde, brächte uns das um. Der Weg folgt talaufwärts dem Mangatepopo Bach und führt vorbei an alten Lavafeldern. Würde ein Landschaftsgärtner versuchen, das anzulegen, er könnte es nicht schöner hinbekommen. Es ist ein wahres Idyll. Die Soda Springs erreichen wir nach etwa 1,5 Stunden,  lassen sie aber  rechts liegen, denn wir wollen „hoch hinaus“. Der nun folgende Aufstieg zum South Crater hat es wirklich in sich: von rund 1400 m geht es verdammt steil  zum 1600 m hoch gelegenen South Crater. Er geht über unwegsames Gelände, alte Lavafelder und Vulkanschutt. Dieser 200 m-Aufstieg ist als „Devils Staircase“ bekannt, („Treppe in die Hölle“). Aber wir kommen gut damit klar, bleiben nur selten stehen, um kurz zu verschnaufen und  die herrlichen Ausblicke ins Tal, auf den Mount Ngauruhoe und die umliegende Landschaft zu genießen. Es ist ein so  klarer Tag, dass wir sogar den Mount Taranaki ganz klar und mit frischer Schneekappe bedeckt am Horizont sehen können. Jetzt durchwandern wir den South Crater. Er ist topfeben und es herrscht hier eine besondere Stimmung – es ist ganz ruhig und windstill hier drinnen. Zum Red Crater führt ein steiler, lehmiger Boden, der teilweise rutschig ist, hinauf. Oben angekommen führt die Route um den noch aktiven Red Crater herum.  Er macht seinem Namen alle Ehre: er zeigt sich in spektakulären tiefroten Farbtönen, mit Schwarz  und Weiß vom Schnee garniert. Vom Kraterrand überblicken wir das Oturere Tal, die Rangipo Wüste und die Kaimanawa Ranges. Ein weiterer Blickfang sind die Emerald Lakes unterhalb, mit ihren knalligen blauen Farbtönen und der Blue Lake linker Hand, der blaugrün schillert. Die Seen haben  ihre Farben durch die verschiedenen Mineralien. Beim steilen Abstieg vom Red Crater zu den Emerald Lakes müssen wir höllisch aufpassen, denn der Untergrund aus Sand und Vulkanasche ist rutschig und kann einem sprichwörtlich den Boden unter den Füßen wegreißen. Wir gehen bis zu einem tollen Aussichtspunkt und schenken uns den Rest des Abstiegs. Der Dampf, der hier aus den Bergflanken strömt, bringt den bekannten Schwefelgeruch (Es riecht nach faulen  Eiern!). Mit einem Wahnsinns-Ausblick auf diese Seen, machen wir um 12:00 Uhr Mittagspause und vespern das mitgebrachte Lunchpaket. Um 12.30 geht’s weiter und wir entscheiden uns, da wir uns noch fit fühlen, auch noch auf den Gipfel des Mt. Tongariro (1967m) zu steigen.
Diese zusätzliche Etappe lohnt sich. Es ist nicht allzu weit zum Gipfel und auch nicht wahnsinnig steil. Die Aussicht vom Gipfel belohnt unseren Aufstieg  bestens. Besonders der Blick hinüber zum Ngauruhoe (2287m) und jetzt auch zum schneebedeckten Ruapehu (2797m), unser Hausberg,   ist unbeschreiblich schön.

Der Abstieg ist exakt der gleiche Weg zurück, den wir nach oben genommen haben. Jetzt merken wir zunehmend unsere müden Glieder und die letzte Stunde ist sogar ziemlich hart, denn insgesamt sind wir nun schon seit über 8 Stunden auf den Beinen (netto Gehzeit). Um 18:00 erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt der Tour.

Fazit: ich habe mich bisher mit Superlativen ja zurück gehalten. Aber die heutige Wanderung ist wohl die schönste Wanderung, die ich je gemacht habe. Zumindest fällt mir im Moment keine schönere ein J.

Zum Abendessen gehen wir wieder in das Restaurant im „Château“. Andrea isst Lachs auf Risotto und ich mit Feigen gefüllte Schweinemedaillons. Lecker! Dazu gibt es wieder neuseeländischen Wein. Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so gute Weine gibt. Vor allem die Sauvignon Blancs aus Marlborough und Otago sind hervorragend aber auch die Pinot Noirs aus Marlborough können wirklich überzeugen. Schade, dass hier der Wein so teuer ist. Im Lokal zahlt man zwischen 8,- und 13,- $ für ein Glas (knapp 6€  bis 8,50 €) und im Supermarkt kostet die Flasche auch schnell mal über 20 €. Aber trotzdem eine tolle Erfahrung, die NZ-Weine.

04.03.12 Marathon und vergessene Welt

04.03.2012 New Plymuth und Tongariro National Park

Heute Morgen klingelt um 5:00 Uhr der Wecker, denn wir müssen eine Stunde später schon beim Bus sein, der uns zum Marathonstart bringt. Also schnell ins Bad, die Laufklamotten anziehen, Frühstücken und ab geht’s zum Quality Hotel, dem Sammelplatz für alle Läufer. Dort herrscht bereits reger Betrieb. Es scheint, dass hier jeder jeden kennt, na ja, fast. Der „Mountain to Surf – Marathon“ ist eine sehr kleine, fast familiäre Veranstaltung, und so laufen vorwiegend Einheimische, aber halt auch so Exoten wie wir. Es ist noch stockdunkel, als wir mit dem Bus durch die Straßen fahren, und es ist sternenklar. Wir sehen zum ersten Mal das Sternbild „Kreuz des Südens“ und ich bedauere schon, dass ich meine Kamera nicht dabei habe (klar, wo soll man mit der hin während eines Laufs). Noch viel mehr wurmt mich das, als wir am Fuße des Mount Taranaki ankommen, ein wunderschön gleichmäßig geformter Stratovulkan, der, während der Sturm die vergangenen zwei Tage getobt hat, eine neue Schneehaube bekommen hat. Und das im neuseeländischen Sommer! Alle, auch die Einheimischen, schauen andächtig zu dem malerischen Berg. Uns bleibt nur, ein paar Schnappschüsse mit Wolfgangs iPhone zu machen.
Es ist ein illustres Völkchen, das sich da am Fuße des Taranaki zum Marathon eingefunden hat: wie gesagt, viele Neuseeländer, teils äußerst gewagt gekleidet, aber z.B. auch Australier. Einer quatscht mich einfach an, fragt, woher wir so kommen, „ ach was, Germany, cool extra für den Marathon?“ Ich verneine und erkläre, dass das halt einfach so in unsere Reiseplanung gepasst hat. Ja und so geht das munter weiter. Der Race-Direktor erinnert eine viertel Stunde (!) vor Laufbeginn daran, dass diejenigen, die noch keine Startnummer haben, sich doch bitte mal melden sollen. Die Coolness der Kiwis ist unglaublich. Auch der Startschuss um 7:15 Uhr ist erwähnenswert: ein Mann baut sich mit einem doppelläufigen Vorderladergewehr vor der Läuferschar auf, einige von denen scherzen noch, er solle ja ordentlich zielen, und schon kracht der Schuss in die Morgendämmerung. Lautstark angefeuert von einigen Angehörigen machen sich die Marathon- und Teamläufer auf den Weg ins Tal. Ich bleibe noch vor Ort, denn Neil, der Race-Director hat mir eine Mitfahrgelegeneit in einem der Servicewagen organisiert. Also warte ich geduldig bis die Männer das Start-Banner wieder abgebaut haben, helfe mit beim Müll einsammeln und dann geht’s im Kleinbus der Läufergruppe hinterher. Irgendwann entdecke ich Wolfgang. Michael, mein Fahrer, fährt zunächst vorbei und hält dann an, damit ich Wolfgang anfeuern kann. Echt nett! Dann fahren wir langsam neben den Läufern her weiter auf der kleinen Straße nach Inglewood, die Stadt, in der der Wechsel der Teamläufer stattfindet (bei Km 21). Auch Wolfgang und ich bilden so ein Team, wobei wir um „Erlaubnis“ gebeten haben, dass Wolfgang nicht bei der halben Distanz aussteigt, sondern mit mir weiterlaufen darf. Und so machen wir es auch. Nach exakt 1 Std 50 min läuft Wolfgang in die Wechselzone und ab hier sind wir zu zweit unterwegs. Ich bin einigermaßen aufgeregt, denn das ist seit vier Jahren mein erster Halbmarathon und die Vorbereitung verlief in den letzten Monaten verletzungsbedingt eigentlich miserabel. Aber ich versuch es trotzdem. Mittlerweile steht sie Sonne hoch am Himmel und strahlt mit voller Kraft. Typisch, wenn wir einen Wettkampf haben, dann ist eigentlich immer zu gutes Wetter. Der zweite Streckenabschnitt ist nun eher abschreckend. Lief die erste Hälfte größtenteils über kleine Sträßchen immer mit Sicht auf den Vulkan, so laufen wir jetzt entlang der Hauptstraße nach Waitara, dem Zielort. Und diese Straße ist wohlgemerkt nicht gesperrt, der Verkehr läuft in beide Richtungen, lediglich ein paar Hinweisschilder bedeuten den Fahrern, langsam an den Läufern vorbeizufahren. In Deutschland wäre so was undenkbar. Mich stört das eigentlich nicht weiter, denn ich bin voll und ganz aufs Laufen konzentriert, will nur ankommen. Bei Km 33 passiert dann das, was Wolfgang schon erahnt hat: er bekommt Krämpfe und kann zunächst mal nicht mehr weiter. Also bin ich ab jetzt alleine. Aber das ist man eigentlich nicht wirklich. Trotz der kleinen Läuferzahl findet sich immer mal wieder jemand, mit dem man auf der Strecke quatschen kann. So geht die Zeit einigermaßen schnell rum und ich laufe genau nach 4 Std. Gesamtzeit über die Ziellinie am Strand von Waitara. Dort ist in einem kleinen Park der „Runners Heaven“ (Versorgungsstation nach dem Lauf) aufgebaut. Man bekommt Bananen,  Melonen und Säfte. Masseure stehen bereit, um den leidgeplagten Läufern  die müden Beine zu lockern. Michael entdeckt mich im Zielbereich und gratuliert zum erfolgreichen Lauf, wundert sich allerdings, wo Wolfgang geblieben ist. Als ich ihm gerade erkläre, dass der Krämpfe hatte und ich nun auch nicht weiß, wie er zum Ziel kommen wird, sehe ich Wolfgang ankommen. Na Gott sei Dank! Er hat es doch geschafft! Die immer wieder auftretenden Krämpfe hat er mit Dehnpausen erfolgreich beendet doch jetzt ist er wirklich erledigt und ein Fall für den Masseur. Nach zwei Stunden im Zielbereich, ausreichender Stärkung und netten Gesprächen mit Läufern, denen wir auf der Strecke begegnet sind, fahren wir mit dem Shuttlebus zurück nach New Plymouth. Eigentlich wäre jetzt Frischmachen angesagt, um ab 15:00 Uhr mit allen Läufern zusammen zu feiern. Doch wir haben schweren Herzens unsere Planung geändert: da für Morgen bestes Wetter im Tongariro National Park angekündigt ist, wollen wir uns noch heute auf den Weg dorthin machen.
Wir holen im Motel unsere Koffer ab und fahren auf dem State Highway 4 Richtung Süden nach Stratford. Von hier zweigt eine Straße mit dem vielversprechenden Namen „Forgotten World Highway“ Richtung Nordosten nach Taumarunui ab. Warum es sich um eine vergessene Welt handelt, wird ziemlich schnell klar: die kurvige Straße windet sich ab hier auf 150 Km durch hügeliges Buschland, Farmland und durch Waldgebiete und führt über vier Sättel. An der Strecke gibt es nur drei winzige Ortschaften, ein paar Farmen und keine Tankstelle! Deshalb haben wir vorher nochmals vollgetankt. Die Straße bietet immer wieder traumhafte Ausblicke auf die sich ständig verändernde Landschaft und ganz am Ende können wir einen Blick auf unser Ziel erhaschen: den Tongariro National Park mit seinen teilweise noch aktiven Vulkanen. Um 18:00 Uhr kommen wir ziemlich platt an unserem Hotel „Bayview Chateau Tongariro“ an. Zum Glück ist auch schon heute ein Zimmer für uns frei (wir haben ja erst für Morgen gebucht). Schnell bringen wir unser Gepäck auf eines der 106 Zimmer, gönnen uns die längst überfällige Dusche und finden uns punkt 19:30 Uhr zum Dinner im Salon ein. Unser Quartier für die kommenden drei Tage ist schon recht außergewöhnlich: das 1929 eröffnete Hotel ist im Stile eines klassischen europäischen Herrenhauses gehalten und hat sich trotz Renovierungen seinen altertümlichen Charme weitestgehend bewahrt. Es gibt mehrere Salons (in einem steht ein Snooker-Tisch!), ein Kino, Bar, Café, Golf- und Tennisplatz. Eigentlich wollen wir hier ja nur wandern und brauchen den ganzen Klimbim nicht. Aber dieses Haus ist die einzige Unterkunft weit und breit und steht wie hingemalt am Fuße der Vulkane! Also: dann halt mal Luxus die nächsten drei Tage. Todmüde wie wir sind, wäre uns heute allerdings jedes Bett recht gewesen. Und da wir so erledigt sind, gibt’s den Bericht erst Morgen.

03.03.12 Lothar auf Neuseeländisch

3.3.2012 New Plymouth

Es kommt sogar noch etwas schlimmer als vorhergesagt. In der Nacht zieht ein Sturmtief von Australien herüber nach Neuseeland und hat seine größten Auswirkungen in der Region South Taranaki. Dort hin kommen wir auf unserer heutigen Fahrt nach New Plymouth und sehen zahlreiche entwurzelte oder abgeknickte Bäume und vor allem im Küstenort Patea auch abgedeckte Häuser und eingestürzte Fassaden. Das erinnert doch ganz stark an den Sturm Lothar, der uns Weihnachten 1999 heimgesucht hatte.

Ein Glück, dass wir schon auf der Nordinsel sind, denn die Überfahrt wäre der reine Horror geworden. Einige Fähren sind auch gecancellt worden. Stellt sich die Frage, ob der morgige Marathon überhaupt stattfinden wird. Aber je näher wir der Stadt New Plymouth kommen, desto weniger dramatisch stellen sich die Schäden dar. Dem Lauf wird wohl nichts entgegen stehen.

Unser erster Weg, als wir in New Plymouth ankommen, ist der zum „race headquater“, das in einem Tagungsraum im Quality Hotel eingerichtet wurde. Wir empfangen unsere Startnummern und das „racepack“, Andrea ersteht noch das offizielle Laufshirt und das war’s dann auch schon. Kurz und schmerzlos und ohne viel Drumherum, so wie wir das sonst von großen Marathons kennen.
Mittlerweile ist auch klar, dass wir einen Teil der Strecke auf nicht gesperrten, also für den Verkehr freigegebenen Straßen laufen werden. Hört sich ganz schön „strange“ an. Mal sehen!

Mittagessen fällt heute aus. Frühstück gab es in einer Café-Bar in irgendeiner der gesichtslosen Kleinstädte, durch die wir heute gekommen sind. Das kulinarische Highlight ist heute unsere 2-Mann-Pasta-Party in unserer Unterkunft, der Pukekura Motor Lodge. Aus dem Supermarkt holen wir dafür Instantnudeln und Fertigsauce, die wir in der Mikrowelle warm machen. Schmeckt gar nicht so schlecht, wie es klingt und ist ziemlich gemütlich …

Tagesfazit: ein Schlechtwettertag mit Autofahren und mit mentaler Vorbereitung auf den Marathon und mit der Vorfreude auf einen schönen Tag morgen, an dem das Wetter wieder gut werden soll, und an dem Andrea sich mit einem Halbmarathon in der Marathonszene zurückmelden wir und ich meinen 14. Marthon finishen will.