Archiv des Autors: Wolfgang und Andrea

18.02.17 Lost World


Hamilton
Welch ein Glück: der Regen, der die ganze Nacht wie aus Kübeln heruntergekommen war, hat aufgehört. Und so genießen wir das prächtige Panorama auf den Lake Rotorua vom Frühstückstisch aus. Althea – unsere Vermieterin – bereitet uns ein leckeres Frühstück zu und wir unterhalten uns nochmals sehr gut mit ihr und Ashley, ihrem Mann. Sie schenken uns noch frisch gepflückte Grapefruit aus ihrem Garten und verabschieden uns auf unsere nächste Etappe.

Die zwei Stunden Fahrt nach Waitomo, wo wir eine Höhle durchklettern werden,  gehen locker rum. Die Sonne bekommt überhand über die Wolken und es ist nun 27 Grad warm. Die Landschaft erinnert uns ans Allgäu, wären da nicht immer wieder Baumfarne und Cabbage Trees, die uns klarmachen: WIR SIND IN NEUSEELAND!!!

Nach der Anmeldung zu unserer Höhlen-Tour haben wir noch genügend Zeit für ein entspanntes kleines Picknick und ein paar Zeilen Lesen in einem Buch. Jetzt scheint die Sonne mit voller Kraft und es ist sehr warm geworden. Klasse! Und das nach einer Wettervorhersage, die nicht viel Gutes hoffen ließ.

Endlich geht sie los, unser Lost World Tour, ein vierstündiges Adventure in einer Karsthöhle. Mit einem Van wird unsere Gruppe, also Andrea und ich sowie zwei junge Österreicherinnen, zum Startpunkt der Tour chauffiert. Dort werden wir mit blauen Overalls und weißen Gummistiefeln eingekleidet und Gurtzeug angelegt und Helme mit Stirnlampe aufgesetzt. Danach gibt es ein Sicherheitstraining, bei dem wir lernen unsere Karabiner an den Fixseilen korrekt zu handhaben. Als wir das alles verstanden haben, kann die eigentliche Tour beginnen. Es ist uns schon ein wenig mulmig, denn wir wissen, dass es mit einem Abseilen in 100 Meter Tiefe startet. Unser Guide, Ian, führt uns auf eine Plattform über der Abbruchkante von der aus wir uns mit den Seilen verbinden, die lose in die Tiefe hinabhängen. Ein schüchterner Blick in den Abgrund, aus dem der Fluss Mangapu herauftönt, und es wird uns klar: das ist wirklich verdammt tief! Auch hier werden wir von Ian gut eingewiesen, wie wir die Geschwindigkeit, mit der wir am Seil hinabgleiten, regulieren können. Und los geht es!

Eigentlich ist es ein ganz sanftes Hinabgleiten am Seil, nur manchmal „bounct“ es ein wenig, schließlich baumeln wir ja an einem 100 Meter langen, frei herunterhängenden Seil. Aber alles halb so schlimm – im Gegenteil: eine ganz tolle Erfahrung.

Blick nach oben zur Abseilplattform

100 Meter „Luft“ unter uns

Unten angekommen, stehen wir mitten in der Waitomo Cave, denn die Stelle von der wir abgeseilt haben, ist eine eingebrochene Höhlendecke. Nun klettern wir über Felsen zwischen den Tropfsteinen herum. Immer dann an Fixseilen gesichert, wenn die Absturzgefahr zu groß ist. An manchen Stellen rauscht unter uns der Mangapu River, der sich hier tief in den Kalkstein hineingefressen hat. Ich glaube kaum, dass in Deutschland so eine Tour genehmigt würde, da das alles doch nicht ganz ungefährlich ist.

Die vier „Expeditionsteilnehmer“ mit eingeschalteten Helmlampen

An einer Stelle in der Höhle können wir die Glowworms betrachten. Das sind Fliegenmaden, die an der Höhlendecke hängen und mit Fangfäden Insekten einfangen und fressen wollen. Die Insekten locken sie an, indem sie leuchten. Da sehr viele von diesen Tierchen an der Höhlendecke hängen, sieht das wie der Sternenhimmel aus. Ein faszinierender Anblick in der ansonsten dunklen Höhle.

Die nächste Herausforderung auf unserer Tour unter der Erde ist eine freistehende 30 m lange, senkrecht hinaufführende Stahlleiter, über die wir eine höhere Ebene des Höhlenverlaufs erreichen müssen. Gut gesichert erklimmt einer nach dem anderen (einzeln) die vielen Leiterstufen. Das ist verdammt anstrengend und am oberen Ende der Leiter auch recht wackelig. Als wir das geschafft haben führt die Klettertour noch ein gutes Stück weiter in Richtung Höhlenausgang und damit zurück ans Tageslicht.

Die Eindrücke, die wir auf diesem Höhlentrip gesammelt haben, lassen sich nicht einfach beschreiben. Ich glaube, das muss man einfach selbst gemacht haben, damit man eine wirkliche Vorstellung davon gewinnt. Unser Guide hat einige Fotos geschossen. Die will er uns morgen (?) zum Download bereitstellen. Sobald wir sie haben, ergänzen wir sie auf dieser Seite im Blog.

Nach der Höhlenkletterei fragen uns die beiden Österreicherinnen, ob wir sie nach Hamilton mitnehmen könnten. Das tun wir gerne und so haben wir noch nette Gesellschaft auf der Fahrt. In unser neuen Unterkunft angekommen werden wir freundlich empfangen und zu einem o-Saft eingeladen. Dann duschen, in einer Brauereigaststätte sehr gut essen und zurück ins B&B, wo uns die Vermieterin noch auf ein Glas Wein und einen netten Plausch einlädt.

 

 

17.02.17 Endlich Regen!

 

Rotorua Endlich Regen! Sagen die Einheimischen, die den Regen förmlich herbeigesehnt haben nach der großen Trockenheit. Uns gefällt es natürlich gar nicht, dass der Morgen völlig wolkenverhangen in Hicksbay beginnt und dass im Laufe des Tages eine ganze Menge Regen fällt. Immerhin ist es selbst im Regen um die 20 Grad warm.

Nach einem zeitigen Frühstück fahren wir an der Westseite des Eastcape entlang und wir bekommen eine grobe Vorstellung davon, dass es hier richtig toll aussehen muss, wenn die Sonne scheint.
So aber kommt die Landschaft nicht zu ihrer vollen Geltung und wir kämen nicht auf die Idee, dass dies eine der schönsten Küstenstraßen Neuseelands sein soll, wie der Reiseführer zu berichten weiß. Die „scenic route“ kommt uns eher wie eine „sieh‘ nix route“ vor J, denn tief hängende Wolken versperren immer mehr die Aussicht. Wir sind aber froh, dass zumindest der vorhergesagte Regen nicht fällt und dass wir den einen oder anderen schönen Ausblick genießen können. So ist das eben mit dem halbvollen oder dem halbleeren Glas.

Nach einer Stunde setzt Regen ein, zunächst Sprühregen, dann Niesel und bald wächst er sich zu wolkenbruchartigem Regen aus. Das hält an bis kurz vor Rotorua, unserm heutigen Etappenziel. In Rotorua angekommen macht der Regen eine Pause und wir schlendern ein wenig durch die Einkaufsstraßen in der Stadtmitte. Die sind richtig schön herausgeputzt, sehr gepflegt, und mit Blumenbeeten aufgehübscht. Schnell sind wir uns einig: Rotorua ist einer der schönsten Städte, die wir bisher in NZ  besucht haben. Bevor wir in unserem B&B einchecken können, essen wir noch zu Mittag.

Unser host, Ashley, begrüßt uns freundlich und scheint ein wenig enttäuscht, dass wir schwuppdiwupp wieder aufbrechen, denn wir wollen uns Whakarewarewa anschauen, und die schließen schon um 17:00 Uhr.
Whakarewarewa ist ein Geothermalgebiet, in das eine Maori-Gemeinde eine Siedlung hinein gebaut hat. Praktisch, wenn man immer fließend heißes Wasser vor der Haustüre hat und eine warme Mahlzeit zubereiten kann, indem man einfach ein Loch in den Boden gräbt und dort die Speisen von der Erdwärme garen lässt! Einziger Nachteil: es stinkt hier mächtig nach faulen Eiern. In dieser „geothermal village“ leben die Leute heute noch wie vor vielen, vielen Jahren. Nur dass sie heute Eintritt von den Besuchern verlangen, die das Stadtviertel sehen wollen.

Höhepunkt ist der Geysir Pohuto, der immer wieder seine heiße Fontäne etliche Meter hoch in den Himmel schießt, umhüllt von einer mächtigen stinkenden Dampfwolke.
Unsere Unterkunft liegt direkt über dem Geothermalgebiet und bietet einen herrlichen Ausblick über den Lake Rotorua und den davorliegenden Geysir (daher heißt das B&B auch Pohuto Vista B&B).

Nach Whakarewarewa spazieren wir nochmal durch den Government Garden an den Lake Rotorua. „Nochmal“, weil wir das auch 2012 schon taten. Heute ist das Wetter aber besser als damals, denn zwischenzeitig hat die Wolkendecke aufgerissen und es gibt schöne Wolkenlöcher mit blauem Himmel.
Wir schlendern noch etwas am See entlang (Andrea bekommt ein paar Purpurhühner vor die Linse) und gönnen uns noch ein Craft-Beer bzw. Kaffee im „Brew“ (einer der Gastronomiebetriebe in der Eat Street; hier hat man einen Straßenzug komplett überdacht)

Kurz nach 19:00 begeben wir uns wieder in unsere Unterkunft, wo uns nun auch die Gastgeberin (Namen konnte ich mir nicht merken – hatte ich zuvor noch nie gehört) herzlich begrüßt. Sie und ihr Mann laden uns auf eine Tasse Tee und zu Likör ein und wir unterhalten uns dann zwei Stunden lang über Neuseeland, Urlaub, Sprachen, NZD/€-Kurs, Jobs, Donald Trump, … und über Gott und die Welt. Sehr nett! Das macht den Unterschied von B&B zu Motels aus!!

Blick aus dem Garten unseres B&B auf den verregneten Lake Rotorua

Jetzt – wo ich mit dem Bericht-Schreiben fertig bin – höre ich auch keinen Regen mehr prasseln. Mann, hat das gerade eben noch geschüttet! Vielleicht wird es morgen ja trockener als heute. Wenn wir morgen in der Höhle sind, wird uns das Wetter an der Erdoberfläche zumindest für diese vier Stunden nicht interessieren.

16.02.17 East Cape

 

Hicks Bay Bedeckter Himmel, 21°C, das sind die Wetter-Parameter heute Morgen. Super, so lange es nicht regnet, wie im Wetterbericht vorhergesagt. Gegen 9:30 Uhr verlassen wir unser Motel in Gisborne (Wolfgang musste vorher für die Firma ein paar Dinge regeln) und fahren auf dem State Highway 35 (klingt groß, entspricht aber einer deutschen Landstraße) 180 Km gen Norden zum East Cape. Wir werden auf dieser Straße das „Eastland“ umrunden, wenn man so will eine Halbinsel, ein Anhängsel der Nordinsel, das dem ursprünglichen Neuseeland noch am nächsten kommen soll. Zudem besteht hier die Bevölkerung vorwiegend aus Maori. Das war mit ein Grund, weshalb wir uns für diesen nicht gerade touristisch attraktiven Abstecher entschieden haben.

Schon nach kurzer Zeit verlässt die Straße die Küstenlinie und wir kurven durch trockenes Buschland, Viehweiden und dichten Wald. An manchen Stellen könnte man sich vor lauter Nadelgehölz und kurviger Berg-und-Tal-Fahrt fast im Schwarzwald wähnen, wenn da nicht zwischen all dem Tannengrün auf einmal ein Ferntree (Farnbaum) oder ein Cabbage Tree (ähnlich einer riesigen Yucca-Palme) stünde. Schnell wird uns aber klar: dies ist eine gottverlassene und arme Gegend. Außer Viehzucht (vor allem Schafe) und Holzwirtschaft läuft hier rein gar nichts. Ersteres belegen die unzähligen Schafweiden und -Farmen, die wir zuvor im ganzen Land immer mal wieder gesehen hatten, hier aber noch viel häufiger. Und da liegt es fast nahe, dass wir zweimal „Opfer“ von Schafherden werden, die eine Weile lang auf der Straße vorangetrieben werden.

Auch in NZ sind Schäferhunde unerlässlich, witzig finden wir aber, dass der Schafhirte auf einem Quad sitz (wo bleibt da das Image des idyllischen Schafehütens?)! Dass viel Holzwirtschaft betrieben wird, belegen die vielen Laster, die leer in unsere Richtung nach Norden fahren und uns in mörderischem Tempo voll beladen entgegen kommen. Als wir irgendwann einen Berg sehen, der gerade abgeholzt wird, schütteln wir nur verständnislos den Kopf: hier werden wirklich komplette Waldstücke ausnahmslos abgeholzt und die Wurzeln auch noch mit Baggern ausgegraben. Als ob Neuseeland nicht schon genug mit der Bodenerosion zu kämpfen hätte. Erfreulich ist, dass es immer noch NICHT regnet.

Wir fahren zwei kleine Orte am Meer an. Der erste heißt Tolaga Bay und war Ende des 19. Jahrhunderts der größte Umschlagplatz (Wolle und Vieh) an der Ostküste. Damit die Waren von hier aus verschifft werden konnten, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts ein 660 Meter langer Verladesteg (aus Beton) in die Bucht gebaut, auf dem sogar Schienen verlegt waren. In den 1960-ern war der Zauber aber vorbei: der Steg (englisch: Warf) war baufällig, der Transport auf der Straße war günstiger und Gisborne wurde zur neuen Metropole an der Ostküste.

Unseren zweiten Stopp legen wir an der Tokomaru Bay ein, um am Strand ein wenig zu relaxen und anschließend unser Mittagessen (Coleslaw, Schinken, Käse, Humus…) einzunehmen. Schade, dass die Sonne nicht scheint, sie hätte der Szenerie gut getan. Aber wir sind froh, dass es weiterhin trocken ist. Gegen 15:00 Uhr erreichen wir Te Araroa, der Ort mit dem wohl ältesten Pohutukawa-Baum (350 Jahr alt, 40 m breit, 25 m hoch).


Hier biegen wir nach Osten ab, zu unserem eigentlichen Ziel: dem East Cape! Dies ist der östlichste Punkt Neuseelands und somit derjenige, an dem die Sonne als erstes aufgeht. Eigentlich hatten wir geplant, morgen früh zum Sonnenaufgang, ans East Cape zu fahren. Aber da es vollkommen bedeckt ist, macht dies keinen Sinn. Zudem ist die gut 20 km lange Straße zum Cape fast durchgängig eine Schotterpiste, auf der wir nur langsam voran kommen. Aber die Aussicht auf die wilde Landschaft ist die Mühe wert! Nach 45 Minuten kommen wir am Ende der Gravel Road an und haben nun noch den Aufstieg zum Leuchtturm am East Cape vor uns: 750 Stufen. Die kommen uns jedoch längst nicht so mühsam vor, wie die 250 Stufen am Cape Palliser, denn die Holzstufen winden sich den Berg hinauf durch den malerischen Urwald. Oben angekommen genießen wir kurz die Aussicht (wegen des trüben Wetters natürlich nicht das, was es sein könnte!) und machen uns nach 10 Minuten wieder rasch an den Abstieg, denn Regenwolken ziehen von Osten her bedrohlich schnell heran.

Auch wenn es im Rückspiegel unheimlich düster aussieht: wir bleiben vom Regen verschont und erreichen nach einer guten Stunde unsere Unterkunft in der Hicks Bay: die Hicks Bay Motel Lodge, die einzige Unterkunft weit und breit! Sie wird vom einstigen Boston-Marathon-Gewinner John Campbell betrieben und kommt sehr schlicht daher, was uns aber klar war. Die Zimmer sind sogar angenehm geräumig, leider riecht es hier aber muffig. Beim Abendessen allerdings werden viele Gäste auf eine harte Geduldsprobe gestellt, denn das Personal wird der Lage nicht Herr (heute übernachtet auch der Motoradclub aus Hawke’s Bay hier, ca. 30 Personen). Doch irgendwann haben auch wir unser Essen und gehen gegen 20:45 Uhr wieder auf unser Zimmer. Der Bericht über den heutigen Tag schreibt sich begleitet vom 2013-er Syrah vom Weingut Te Awa fast von selbst 😉

 

15.02.17 Pacific Coast Highway

 

Von Hastings nach Gisborne. Heute packen wir wieder einmal unsere Siebensachen und machen uns auf den Weg nach Gisborne. Das bedeutet, dass wir ca. 3 Stunden im Auto sitzen werden. Was wir auf der Strecke ansehen oder unternehmen werden, lassen wir auf uns zukommen. Wir verabschieden uns ausführlich und herzlich von unseren sehr netten „hosts“ der vergangenen vier Tage, Sue und Alan, und um ca. 9:30 Uhr geht es los. Es sind angenehme 22 Grad und nur wenige Wolken am Himmel – bestes Reisewetter also.

Etwas überrascht sind wir, dass die Straße entlang der Bay nicht flach ist, sondern durch recht bergiges Gelände führt. Nein, wir haben uns noch nicht an den vorbeiziehenden Landschaften sattgesehen. Wir durchqueren vor allem Schaffarmland. Auch hier zollt das Gras der langen Trockenheit Tribut. Es gibt einige wieder aufgeforstete Wälder und  – wie fast überall sonst auch – herrliche, uralte Bäume. Ganz wenige, winzige Ortschaften liegen an der Strecke und die haben alle Maori-Namen. Hier im Osten der Nordinsel leben auch heute noch sehr viele Maori.

Nach 2 Stunden kommen wir in den Ort Wairoa, wo wir einen kurzen Stopp machen. Das Städtchen liegt an einer Flussmündung und macht mit seinen wenigen alten Häusern und ein paar Läden eigentlich nicht besonders viel her, aber die Uferpromenade am Fluss entlang ist schön angelegt und der strahlende Sonnenschein bei 25 Grad sorgt ohnehin für die richtige Urlaubsstimmung.
Da es nun auch schon Mittag ist, entscheiden wir uns kurzerhand, den Stopp zu einem Picknick Lunch auszubauen. Wir fahren am Fluss entlang zwei, drei Kilometer Richtung Mündung und entdecken  einen sehr schönen Rastplatz mit Sitzbänken und Tisch,
wo wir uns niederlassen und uns einen Salat, eine Büchse Tunfisch, einen Hummus-Dip und ein Stückchen Käse „einbauen“.
Dazu gibt es ein Schlückchen gut gekühlten Palliser Chardonnay aus der Flasche. Echt bizarr – aber gar nicht schlecht!

Noch einmal einen Kilometer weiter sind wir am offenen Meer und finden den Ort so einladend, dass wir die Badesachen auspacken und an den schwarzen, feinkiesigen Strand gehen. Die unzähligen weißen Baumstämme, die als Treibholz angeschwemmt wurden, kontrastieren mit dem Schwarz des Strandes. Das karibisch anmutende Türkis des Meeres und das Gelb der Hügel im Hintergrund schaffen ein einzigartiges Farberlebnis.

Das Wasser ist gar nicht so kalt wie befürchtet und die Wellen halten sich in Grenzen, so dass das Bad in den Fluten des Pazifik richtig Laune macht. Keine Ahnung, was den Reiz ausmacht, einen riesigen Strand und unendlich viel Meer ganz alleine für sich zu haben.  Es ist halt einfach so und wir genießen es.
Da wir noch ein Stündchen Fahrt vor uns haben, reißen wir uns nach ca. einer Stunde von diesem super schönen Strand los und fahren die verbleibende Strecke zügig nach Gisborne durch. (Wie wir dort erfahren werden, ist dieser traumhafte Strand normalerweise nicht zum Baden geeignet, weil viel zu stürmisch; eigentlich klar, denn wie sonst sollten diese riesigen Baumstämme auf den Strand gekommen sein)

Die Stadt Gisborne ist – nach Hastings und Napier, die uns sehr gut gefielen, – dann eher enttäuschend. Wenige attraktive Häuser aus der Pionierzeit verstecken sich zwischen hässlichen Betonklötzen. Die Palmen an den Straßen retten den Gesamteindruck nur bedingt.

Alles wirkt ein wenig heruntergekommen und verwahrlost. Die Bucht von Gisborne war der Ort, wo James Cook 1769 erstmals neuseeländischen Boden betrat.
Daher gilt es noch das Cook-Denkmal zu besuchen, dann ein einfaches Abendessen im White House und das war’s für heute.

Übrigens, man kann in Neuseeland viel Weidetierhaltung sehen: Schafe, Kühe, Ziegen, zuweilen Lamas. Bekannt ist Neuseeland bei uns überdies für Hirschfleisch. Wir dachten bisher immer, dass das Wild nur auf der kühleren Nordinsel gehalten wird. Weit gefehlt:


 

 

 


 

 

 

Wir werden morgen zum East Cape fahren, dem östlichsten Zipfel und dem ursprünglichsten Fleckchen von Neuseeland. Angeblich haben wir in unserer einfachen Unterkunft zu bestimmten Zeiten eine Internetverbindung…falls es doch nicht klappen sollte, dann melden wir uns erst wieder in zwei Tagen.

 

14.02.17 Meer & Wein

Hastings Bedeckter Himmel, 22 Grad am Morgen, 28 Grad für heute vorhergesagt. Daher heißt unser spontan entwickelter Tagesplan: Strandwanderung am Morgen – Weinproben am Nachmittag – abends nach Napier.

Von unserer Unterkunft fahren wir durch das Tukituki Valley und dann über ein kleines Küstengebirge nach Ocean Beach. Wie der Name des „Ortes“ verrät, liegt diese Ansammlung von 5 Häusern direkt am Pazifik. Hier gibt es einen laaangen feinsandigen Strand.
Der lädt uns zu einem laaangen Strandspaziergang ein. Die vielen Kilometer Strand haben wir fast ganz alleine für uns. Außer 3..4 Spaziergängern wie wir es sind, treffen wir zwei Angler, ein paar Möwen und ein Paar Austernfischer. Es ist sehr entspannend und macht uns viel Spaß, den Tag so zu beginnen. Auf dem Rückweg kommen wir wieder bei den „Anglern“ vorbei (wir haben bisher noch nie jemanden mit einer Seilwinde, die an einem Quad befestigt ist, angeln sehen 😉 )
und tratschen ein wenig mit ihnen. Sie zeigen uns ganz stolz ihren bisherigen Fang, einen Kahawai (Wikipedia sei Dank: das ist ein Lachsbarsch, den es nur im Meer rund um NZ und Australien gibt)

Als wir zurück an unserem Auto ankommen ist es bereits 12:15 Uhr. So langsam könnten wir uns mit einem leichten Mittagessen auf die Weinproben am Nachmittag vorbereiten. Ganz in der Nähe ist das sehr bekannte und hoch gelobte Weingut mit Top-Restaurant „Craggy Range“. Die Enttäuschung ist groß als wir hören, dass das Restaurant „fully booked“ ist. Also suchen wir nach einer Alternative, was gar nicht so einfach ist, da offensichtlich alle Neuseeländer am Valentinstag zum Lunch ausgehen. Schließlich werden wir in der Rooster Brewery fündig. Kein Spitzenlokal, aber satt sind wir trotzdem geworden und das craft beer hat auch sehr lecker zum Mittagessen gemundet.

Wegen der Restaurantsuche fahren wir ein paar Kilometer mehr als geplant und gewünscht, aber was soll’s. Die drei Weingüter, die wir heute noch besuchen wollen, liegen dann doch nicht so weit auseinander, als dass wir sie nicht aufsuchen könnten. Da wäre zuerst oben genannte Craggy Range. Ein ultra-modernes Gebäude mit sehr schöner Sandsteinfassade in einer schlichten Parkanalage am Fuße  des Te Mata Hill macht richtig was her.
Leider ist das Gut so beliebt, dass das Tasting dann doch etwas von einer Massenabfertigung hat. Aber die Weine sind exzellent, sowohl die weißen (Riesling, Sauvignon Blanc, Chardonnay), als auch die Roten (Pinot Noir, Syrah und eine Cuvé im Bordeaux-Stil) überzeugen durchwegs.

Ganz anders als Craggy präsentiert sich Te Mata Estate. Ein sehr traditionelles Weingut, das alle Schritte vor Ort durchführt, vom Weinberg bis zur Abfüllung und Verkauf, das älteste in der Region, kommt ganz schlicht und unscheinbar daher. Nichts von dem Glamour der Spitzenweingüter, der hier durchaus üblich ist.
Die Beratung bei der Verkostung der drei Weißweine und drei Rotweine, die diese Verprobung vorsieht, ist sehr gut. Ganz untypisch: hier wird ein Gamay Noir angeboten. Ganz ehrlich: den trinke ich dann doch lieber aus dem Beaujolais.

Als Abschluss der heutigen Tastings haben wir noch Trinity Hill auf dem Plan. Dort konzentriere ich mich auf die Rotweine. Ohne zu wissen, wie die Weißen geschmeckt hätten: eine gute Entscheidung, denn ich bekomme sechs tolle Weine ins Glas. Untypisch: einen Temperanillo, der mir aber gut gefällt, dann einen schönen Syrah, danach die Cuvé „The Gimblett“. Darauf folgt ihr flagship wine „Homage 2014“. Schön, dass der auch in der Verkostung drin ist! Zum Abschluss – wieder untypisch, aber hervorragend – ein Portwein aus vier der typischen Portwein-Rebsorten (wie wir aus unserem letzten Urlaub in Portugal noch wissen). Hier bedaure ich es besonders, dass wir auf dem Rückflug nicht mehr als 2 bis 3 Flaschen mitnehmen können, denn wir erfahren, dass Trinity Hill gar nicht exportiert. Also wenigstens ein Fläschchen für einen der nächsten Abende …

Zurück an der Unterkunft schreibe ich diesen Blogbeitrag, gleich lesen wir noch ein paar Seiten in unseren Büchern, vielleicht noch ein Nickerchen – und heute Abend wollen wir nochmal nach Napier fahren. Mal sehen, ob die ArtDeco Häuser auch mit bunten Neonröhren beleuchtet sind???

Nachtrag: leider keine Neonbeleuchtung in Napier, aber doch sehenswert, besonders der Brunnen an der Marine Promenade


 

 

Weitere Impressionen vom Strandspaziergang (mit tollen Wolkenformationen und Basstölpeln im Synchronflug) und Napier bei Nacht:


13.02.17 Warten auf Regen

 

Napier Nicht, dass hier Missverständnisse aufkommen: WIR warten nicht auf Regen! Ganz im Gegenteil, wir kommen mit den 35°C gut klar, die für heute angekündigt sind. Aber die ganze Region Hawkes Bay sehnt sich nach Regen. Das erklärt uns unser Vermieter Alan heute Morgen beim Frühstück. Seit Ende Oktober ist hier kein Tropfen mehr gefallen (was außergewöhnlich ist) und somit ist diese Gegend in diesem Jahr diejenige mit dem besten Wetter in ganz Neuseeland. Alans Enttäuschung ist dementsprechend groß, als er heute Morgen die Wettervorhersage im Fernsehen sieht (der Fernseher läuft hier anscheinend auch den kompletten Tag durch), denn für ganz NZ ist Regen vorhergesagt, nur nicht für unsere Region, die es so bitter nötig hat.
Wir tragen diese Information mit Fassung 😉 und machen uns auf den Weg nach Napier. Der Ortskern ist ca. 15 Minuten von unserer Unterkunft entfernt (ähnliche Entfernung zu Hastings, das etwas im Landesinneren liegt). Napier ist berühmt für seinen „alten“ Ortskern, dessen Gebäude in den 1930-ern im Art Deco-Stil erbaut wurden. Dies geschah allerdings aus der Not heraus, denn 1931 wurde die Innenstadt fast komplett durch ein schweres Erdbeben zerstört.

T&G Buildung

Wir schlendern bei mittlerweile 30°C durch die Altstadt, bestaunen diverse „historische“ Gebäude (die sind ansonsten Mangelware in NZ) und fahren anschließend auf den „Bluff“- Lookout, einen Aussichtspunkt, der hoch oben auf einer Klippe am nordöstlichsten Zipfel von Napier ist.
Es ist 13:00 Uhr und unsere Mägen melden uns Hunger. Wir beschließen, diesen auf einem Weingut zu sättigen, das Lunch und Tasting (Mittagessen und Weinverkostung) kombiniert anbietet. Nicht ohne triftigen Grund wählen wir die Winery Te Awa, die nur wenige Fahrminuten von unserer Unterkunft liegt.
Das Thermometer hat mittlerweile den Spitzenwert von 35°C erreicht und es weht (seltsamerweise) ein starker, heißer Wind. Wir entscheiden uns trotzdem, das Mittagessen im Freien, im Schatten hoher Bäume, einzunehmen. Zum Fisch genießt jeder von uns ein Glas gut gekühlten Weißwein (Pinot Gris und Chardonnay), bevor wir uns in den Tastingroom begeben und dort insgesamt 7 Weine probieren. Als Info: bei einem Tasting wird von jedem Wein etwa 0,03 ml ausgeschenkt, bei 7 Weinen macht das 0,21 ml (nicht, dass jemand denkt, wir saufen hier wie die Bürstenbinder).
Vollkommen entgegen unseren sonstigen Gepflogenheiten kehren wir bereits gegen 15:30 Uhr in unsere Unterkunft zurück und gönnen uns ein erfrischendes Bad im hauseigenen Pool mit anschließendem Relaxen im Schatten (es ist jetzt unglaublich heiß!). Zum Abendessen genießen wir im Garten einen kleinen Imbiss mit einem Glas Chardonnay von Palliser Estate (zwei Tage zuvor in Martinborough gekauft). Als wir gerade überlegen, wie wir den heutigen Tag ausklingen lassen wollen, laden uns unser Vermieter Sue und Alan in ihren Wohnbereich auf eine Flasche Wein ein (jo, im Ganzen haben wir dann doch einiges über den Tag verteilt gepichelt). Es sind zwei nette, unterhaltsame Stunden mit den beiden, in denen wir über uns erzählen, über Old Germany und Angela Merkel (hoch angesehen in NZ!!!) reden und auch einige persönliche Dinge von unseren Vermietern erfahren. Toll! Genau deshalb genießen wir diese „echten“ homestays, bei denen man wirklich Familienanschluss hat.
20:40 Uhr: ich beschließe diesen Bericht auf unserer kleinen Terrasse sitzend bei einem Glas WASSER! ;-)) Die Sonne ist gerade untergegangen, die Wassersprenger laufen auf Hochtouren… auch Morgen soll es hier angeblich wieder keinen Regen geben.

Anmerkung zu Napier: am kommenden Wochenende findet dort das alljährliche Art Deco Weekend satt. Die Stadt wird sich dann im absoluten Ausnahmezustand befinden: unzählige Events (Musik, Ausstellungen, Theater, Führungen…) werden stattfinden und Einwohner und Gäste werden sich im 1930-er Jahre Style kleiden und, wer einen solchen besitzt, mit den passenden Oldtimern durch die Straßen fahren. Leider sind wir dann schon wieder unterwegs…schlechtes Timing 🙁


12.02.17 Sonntag an der Hawke’s Bay

 

Hastings Sonne satt verspricht der heutige Tag – und das wird er auch halten. Schon am Morgen begrüßt uns strahlender Sonnenschein, es ist aber noch 16 Grad kühl. Nach dem Frühstück fahren wir kurz in die Innenstadt von Hastings, die mit einigen historischen Gebäuden aus den 1930-ern (nach dem großen Erdbeben) im Spanischen Missionsstil aufwarten kann.
Anschließend besuchen wir den nahe gelegenen Farmer’s Market, der hier jeden Sonntag abgehalten wird und bei dem an vielleicht 50 Ständen Obst, Gemüse, Honig, Wein, etc. verkauft werden. Es fehlt auch nicht an Möglichkeiten, etwas zu essen oder zu trinken. Also nehmen wir hier unser zweites Frühstück ein und schlendern durch den Markt.
Alles geht extrem entspannt zu – so wie es den Kiwis eben zu eigen ist. Die Marktbesucher bummeln entweder wie wir entlang der Verkaufsstände, oder machen es sich auf der großzügigen Rasenfläche in der Mitte des Marktes gemütlich und picknicken. Eine angenehme Atmosphäre und eine lockere Stimmung herrschen vor. Die musikalische Untermalung durch einen Live-Musiker trägt ihren Teil dazu bei.
Anzumerken ist, dass wir einen Bäckerei-Stand entdecken, der Brezeln und „German Doughnuts“ verkauft…natürlich sind die Betreiber Deutsche und deren Doughnuts (Berliner) sind der Renner bei den Marktbesuchern.

Es wird wärmer und wärmer. Also entscheiden wir, als nächstes einen kurzen Aufenthalt am Strand einzubauen. Nicht weit vom Farmer’s Market liegt der Strand der Hawke‘s Bay. Von hier aus sieht man entlang des Strandes die zig Kilometer lange, weit geschwungene Bucht. Wir legen uns in den grauen Kies des Strandes und lesen ein Buch und fangen uns binnen zwei Stunden einen ordentlichen Sonnenbrand ein ;-( wie wir später am Abend merken werden.

Auf dem Weg zurück kommen wir an dem renommierten Weingut Elephant Hills vorbei. Wir schauen uns nicht nur das architektonisch stylische  Gebäude an, sondern probieren auch die Rotweine. Schade, dass alle zu jung sind und noch ein paar Jahre lagern sollten, bevor man sie trinkt. So muss ich mir vorstellen, was sich aus dem Potenzial noch entwickeln wird. Trotzdem sehr interessant.

Im Cornwallpark spielen heute zwei Bands. Das interessiert uns, also geht es weiter zu dieser Veranstaltung. Als wir ankommen sitzen ca. 800 … 1000 Leute jeden Alters auf ihren mitgebrachten Camping-Klappstühlen im Schatten hoher, alter Parkbäume und lauschen der Countrymusik, die von einer Liveband zum besten gegeben wird. Diese wundervollen Bäume in den Parks in NZ!!! Schon 2012 hatten wir immer wieder von ihnen geschwärmt. Und auch diesmal kommen wir aus dem Staunen nicht heraus, welche unglaublich schönen alten Baumriesen hier stehen.

Eine kurze Fahrt mit dem Auto und wir sind auf dem Te Mata Peak, dem Gipfel des 399 m hohen Hausbergs von Hastings. Von hier oben haben wir unbeschreibliche Aussicht auf die Stadt, die Bucht und das angrenzende Hügelland. Hier ist alles komplett gelb. Kein grüner Grashalm weit und breit. Kein Wunder, denn hier hat es seit August nicht mehr nennenswert geregnet. Wäre interessant, das mal alles in Grün zu sehen! So ist es eine bizarre Landschaft, die fast wie eine Wüste ausschaut. Besonders im Steiflicht der nicht mehr ganz im Zenit stehenden Sonne, wirkt sie surreal, zumindest aber sehr ungewöhnlich – und hat so auch ihren ganz besonderen Reiz.

Auf dem Weg vom Te Mata Peak zu unserer Unterkunft fahren wir an der Black Barn Winery vorbei, die für ihr besonders gutes Restaurant berühmt ist. Das hat heute aber nur bis 17:00 Uhr auf. Also werden wir hier nicht essen. Trotzdem schauen wir uns ein wenig in dem Gut um. Schade! Hier hätte es uns sicher gefallen.
Aber in Havelock North, das auf dem Weg liegt, kommen wir bei dem Restaurant „Pipi“ vorbei, das schon allein durch seine außergewöhnliche Fassadenfarbe auf sich aufmerksam macht. Auch das Interieur ist alles andere als gewöhnlich. Hier lassen wir uns ein Garlic Bread, einen Salat mit geräuchertem Lachs (Andrea) und eine Pizza (Wolfgang) schmecken. Absolut empfehlenswert!

Um ca. 20:00 Uhr sind wir wieder zurück in unserer Unterkunft, wo wir unsere Vermieter, Sue und Alen – ein ältere Ehepaar – kennenlernen. Auf der kleinen Terrasse vor dem Haus schreibe ich den Tagesbericht bei einem Glas Pinot Gris, den wir aus Martinborugh mitgebracht haben.


 

 

11.02.17 Castlepoint, Vögel, Landschaft

 

Hastings

Die Sonnenstrahlen, die heute Morgen durch die Vorhänge blinzeln, verheißen uns, dass wir einen schönen Reisetag haben werden. Nachdem wir unseren „Hausstand“ ins Auto gepackt haben, verabschieden wir uns von Marie, unserer Vermieterin, die uns noch ein paar Tipps für den Großraum Napier/Hastings mit auf den Weg gibt. Die Fahrtstrecke von 250 Km wäre in drei Stunden zu bewältigen, aber wir werden gleich zu Beginn einen etwas größeren Abstecher zum Castlepoint machen, der uns ca. zwei zusätzliche Fahrstunden kosten wird. Egal, wir haben ja Zeit. Wir kommen durch ein paar kleinere Ortschaften, doch bald ist von Zivilisation kaum noch was zu sehen. Wir genießen die Fahrt durch die abwechslungsreiche Landschaft, die uns immer wieder in Staunen versetzt.
Gegen 11:00 Uhr kommen wir an der langgestreckten Bucht von Castlepoint an, an deren südlichem Ende ein Leuchtturm auf einer einmaligen Felsformation steht.
Einmalig ist zum einen die Zusammensetzung des Gesteins, denn darin sind 2 Millionen Jahre alte Muscheln „eingebacken“. Aber auch die Form der Klippe, die sich nach Süden fortsetzt, macht optisch echt was her. Hinter diesem Felsen ist ein „Pool entstanden, der immer wieder durch Meerwasser gespeist wird, das über die Felsen schwappt.
Gegen 13:30 Uhr fahren wir weiter, zunächst einmal dieselbe Strecke zurück, dann wenden wir uns nach Norden und erreichen nach einer guten Stunde den Mt. Bruce National Wildlife Center. Dort sind allerlei heimische Vögel zu beobachten, teils in Volieren, teils aber auch frei fliegend. Was den Park aber besonders interessant macht: dort kann man Tuataras sehen! (Ja, genau so hieß das Bier, das wir gestern getrunken haben) Der Tuatara ist kein Vogel, sondern eine Echse (Brückenechse). Sie wird auch als „lebendes Fossil“ bezeichnet, dessen Verwandte alle vor über 60 Millionen Jahren ausgestorben sind. Die Tiere sind sehr speziell, mögen es eher kalt, haben ein drittes Auge, sind aber leider auch vom Aussterben bedroht (wen’s interessiert: man kann viel im Internet über die Tuataras erfahren).
Praktisch ist auch, dass es in diesem Park Kiwis gibt. Da wir bei unserer Nachtwanderung in Okarito kein Glück hatten, wollen wir wenigstens die Tiere hier sehen. Weil Kiwis nachtaktiv sind, wird für sie die Nacht simuliert (sonst würden die Besucher sie nicht zu Gesicht bekommen) und mit Rotlicht ausgeleuchtet, was die Kiwis nicht wahrnehmen. Dann führt uns der Weg durch einen tollen Park, der in einem gewachsenen (Ur-)Wald angelegt ist. Toll! Wir sehen Vögel mit so wohlklingenden Namen wie Kokako, Kakariki, Takahe, Kaka (ein Verwandter des Kea, der und sogar den Tui.
Letzterem begegnen wir kurz nach unserer Weiterfahrt am Straßenrand, denn auch er ist Namensgeber für ein Bier, das bekannteste Neuseelands. Gegen 18:30 kommen wir bei unserem Urlaubsdomizil in Omahu, einem Stadtteil von Hastings, an. Gepäck ausladen (dieses Mal für vier Übernachtungen!), Tee trinken, frisch machen und ab geht’s zum Abendessen im „The Cat“ in Hastings.

10.02.17 zweimal Palliser

 

Martinborough / Cape Palliser

Tolles sonniges Wetter verspricht es heute zu geben. Klasse, denn wir wollen einen Ausflug ans nahe gelegene Cape Palliser unternehmen, den südlichsten Punkt der Nordinsel. Die etwa einstündige Autofahrt ans Cape ist landschaftlich sehr beeindruckend. Die letzten Kilometer führen direkt entlang der Küste und eröffnen einzigartige Ausblicke auf die Palliser Bucht. Als der rot weiß gestreifte Leuchtturm ins Blickfeld kommt wird klar, dass es von dort oben sicher eine hervorragende Aussicht geben wird. Die will aber verdient sein, denn 251 Stufen führen über eine kerzengerade Treppe steil bergauf auf den Felsen, auf dem der Leuchtturm 78 m über dem Strand steht.
Und in der Tat: die kleine Anstrengung lohnt sich auf jeden Fall, denn von hier aus eröffnet sich ein weiter Blick über die Küstenlinie bis hinüber zur Südinsel, die schemenhaft am Horizont zu erkennen ist.

Ganz in der Nähe des Kaps, an den Te Kawakawa Rocks, lebt die größte Robbenkolonie der Nordinsel. Von der Straße aus erkennt man sie nicht, obwohl sie nicht weit entfernt sind. Sie sind fast eins mit den Felsen, auf und zwischen denen sie liegen. Aber als wir uns der Kolonie nähern, entdecken wir eine um die andere Robbe, wie sie sich im Kies des Strands ausruht oder über die Felsen robbt.
Fast könnte man sagen, es wimmelt von Robben zwischen den Felsen und es macht Spaß, ihnen zuzuschauen. Bis auf ca. 15 Meter können wir uns ihnen nähern. Dann werden sie nervös und geben eindeutig Laut, dass ihnen unsere Annäherung nicht behagt.
An einer Stelle sehen wir, wie ältere Robben mit Jungtieren im Wasser spielen (?). Aber wir reißen uns von diesem Schauspiel los, denn wir wollen noch eine kleine Wanderung unternehmen.

Nicht weit von hier gibt es die Putangirua Pinnacles zu bestaunen. Eine bizarre Felsnadel-Ansammlung, die einer der Drehorte des 3. Teil von Herr der Ringe war. Die Pinnacles sind das Ergebnis von Erosion, denn ein Fluss hat aus dem Gestein, das aus zusammengebackenen Kieseln und Felsbrocken besteht, die weicheren Teile herausgespült, so dass Felssäulen, spitze Nadeln und bizarre Felswände zurückgeblieben sind. Es sieht aus, als hätte man mit Spritzbeton extrem instabile steile Hänge stabilisiert.

Der Weg zu dieser einzigarten Szenerie führt durch ein weitgehend ausgetrocknetes Flussbett zunächst flach, dann gegen Ende aber steil bergan, bis man am Fuß der Pinnacles angelangt ist. Es ist eine herrliche Wanderung und wir sind heilfroh, dass die Sonne nicht herunterbrennt, sondern einige Wolken die Wanderung erleichtern. Allerdings fehlt für gute Fotos vielleicht der eine oder andere Sonnenstrahl, denn die grauen Felsformationen heben sich nicht gut voneinander ab. Dagegen sind wir vollkommen fasziniert von versteinerten Muscheln und Meeresschnecken, die wir entlang des Baches (ein Fluss ist der Wasserlauf derzeit nicht!) in teils wunderschön geformten braunen Steinen entdecken.

Nach ca. 2 Stunden sind wir zurück am Parkplatz und fahren nun zügig zurück nach Martinborough, weil wir diesen Ausflugmit einer weiteren Weinprobe beschließen möchten. Und zwar bei Palliser Estate. Nachdem wir mit dem Cap Palliser die Tour begonnen hatten, liegt es einfach nahe die Tour mit den Palliser Weinen zu beschließen. Das Tasting umfasst 9 Weine. Einen Sekt, einen Rosé von Chardonnay und Pinot Noir, einen Chardonnay, Pinot Gris, Riesling, Sauvignon Blanc einen Pinot Noir und einen edelsüßen Riesling. Besonders gefallen hat uns der Chardonnay, der Pinot Gris und der Süße.

Wir machen noch einen kurzen Zwischenstopp im Ortskern, bummeln etwas die Straßen entlang und kaufen ein paar Kleinigkeiten für den morgigen Reisetag ein.

Zurück an der Unterkunft schreibe ich auf der Terrasse – es ist mittlerweile wieder sonnig – den Tagesbericht, bei einem Glas Rosé. Der Tisch fürs Abendessen ist gebucht …

22:30 Uhr: wir sind zurück vom Abendessen (im Restaurant des Kinos; das hätten wir auch nicht gedacht, dass man dort gut essen kann)…danach hat uns eine tolle Wolkenformation zu einem Abendspaziergang in Martinborough verleitet, auf dessen Rückweg wir nicht um die örtliche Dorfkneipe (Cool Change Bar) drumrum kamen.
Dort wird Tuatara-Bier ausgeschenkt (zum Namen morgen mehr). Wir hatten gerade gemütlich jeder ein Lager getrunken, da verwickelte uns ein Einheimischer in ein Gespräch…und ehe wir’s uns versahen wurden noch zwei Bier mehr daraus (wie in der Linde in Steinmauern ;-))
Also seht’s uns nach: die Bilder zum heutigen Tag werden morgen nachgereicht; wir gehen jetzt schlafen.

 

 

09.02.17 Wairarapa Wein

Martinborough Wenn man im Büro sitzt, spielt das Wetter kaum eine Rolle. Man nimmt es kaum wahr. Hier im Neuseelandurlaub ist es ein bestimmendes Thema, denn die allermeisten Aktivitäten sind outdoor-Aktivitäten. Und da spielt gutes – zumindest passendes Wetter – eben eine entscheidende Rolle.

Heute ist das Wetter erheblich besser als gestern. Die Sonne scheint zwischen einigen Wolken hindurch, aber das Thermometer bleibt heute dennoch bei 17 Grad stehen. Also perfekt geeignet für den Besuch einiger Weingüter, von denen es hier in Martinborough und rund herum ca. 30 Stück hat. Das ist hier eine aufstrebende Weinregion besonders für Pinot Noir.

Mit Fahrrädern, die an unserer Unterkunft bereitgestellt sind, machen wir uns auf den Roundtrip, den uns Marie, unsere Vermieterin, vorgeschlagen hat. Ihre Vorschläge beinhalten auch Weingüter, deren Besuch uns Natalie Lumpp empfohlen hat. Die Räder sind eine bis mehrere Nummern zu klein für uns. Aber besser schlecht gefahren als gut gelaufen!

Um 11:00 Uhr öffnet Schubert seine Pforten. Dort probieren wir sehr gute Weine, die Kai Schubert und Marion Deimling (beides Geisenheim-Absolventen) hier erzeugen. Der Pinot Noir Marion’s Vineyard und der Terebianco, eine Cuve aus drei weißen Rebsorten (Chardonnay, Pinot Gris und Müller-Thurgau), waren meine Favoriten. Das Tasting wurde freundlich, kompetent und in gut verständlichem Englisch durchgeführt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Gleich nebenan liegt Ata Rangi Vineyard. Ein sehr angesagtes Weingut mit großer Reputation. Alle Weine in dieser Verkostung haben uns zugesagt – einige davon begeistert. Letzteres ihr flagship wine, Ata Rangi Pinot Noir, aber auch ihr Petrie Chardonnay.

So viel Weinverkosten macht Hunger. Es ist mittlerweile Mittagszeit und einem guten Happen wären wir durchaus nicht abgeneigt. Außerdem brauchen wir ja auch ein wenig Grundlage für weitere Verkostungen. Also heißt unser nächster Tagesordnungspunkt „Poppies“.
Hier gibt es leckere „Vineyard Platters“. Aber vor dem Vergnügen heißt es erst einmal die Arbeit zu erledigen, denn die Chefin besteht darauf, dass zuerst die Weine verkostet werden, damit man weiß, was man zum Essen trinken möchte. Klingt überzeugend. Also verkosten wir hier 6 Weine, von denen vor allem der Pinot Gris und der Pinot Noir hervorzuheben sind.
Die suchen wir dann auch zu unserer hervorragend mundenden Mittagsmahlzeit aus. Da dieses Weingut ausschließlich „ab Kellertür“ verkauft, gibt es für uns wohl keine Chance, diesen Wein je wieder zu trinken. Die Welt ist klein und globalisiert! So berichtet uns ein älteres Ehepaar, dass ihr Neffe in Deutschland lebt, nachdem die typische Frage „where do you come from?“ von uns beantwortet wurde. Sie hatten ihren Neffen vor einiger Zeit besucht und schwärmten von der Badischen Region und dem Rheintal (ja, davon kann man durchaus auch schwärmen!). Und unsere Kellnerin stellt sich bald als Französin aus Marseilles heraus, was uns ein paar Sätze Französisch erlaubt – was ich ja „urlaubsmäßig“ ohnehin lieber spreche als Englisch.

Nach dieser Stärkung führt uns der Weg zum Weingut Haythornthwaite. Alles andere als ein schickes, herausgeputztes Weingut. Etwas gammelig kommt die Probierstube daher wie auch der Chef, Mark Haythornthwaite, der mit löchrigem Shirt und stark dezimierter Zahnreihe aber sehr nett, kompetent und engagiert seine Weine präsentiert. Seine besondere Leidenschaft ist der Gewürztraminer. Meine Frage, ob er DER Experte für Gewürztraminer sei, beantwortet er ohne geringstes Zögern mit einem klaren JA! Da seine Frau auch sehr leckere Marmeladen kocht, kaufen wir außer einer Flasche Wein auch zwei Gläser Marmelade.

Den Abschluss unseres heutigen Weintrails machen wir bei Brodie Estate Vinery. Kurz vor Ladenschluss kommen wir noch in den Genuss einer tollen Verkostung, die der Winzer für seine Work&Travel-Leute macht, bevor die das Gut wieder verlassen. Lustig: es sind ein paar junge Mädchen aus Niedersachsen, die heute hier als Aushilfen Netze über die Weinstöcke ausgebreitet haben. Sie machen die erste Weinprobe ihres Lebens – was man von uns nicht behaupten kann ;.))

Auch hier probieren wir sehr schöne Weine. Unter anderem können wir seinen Pinot Noir von 2010, 2011 und 2012 verkosten und schmecken, wie unterschiedlich die drei Jahrgänge ausgefallen sind. Die jeweilige Erklärung bezüglich des Wetters in diesen Jahren macht die Unterschiede verständlich. Und dabei wird klar: 2012 war ein sau-schlechter Sommer!!! Das haben wir ja am eigenen Leibe erfahren. Allerdings sei es dann Mitte März – als wir abgeflogen sind – noch ein prächtiger Herbst geworden, was die Weine gerettet hat.

Wieder an der Unterkunft angekommen, legen wir uns auf die Liegen auf dem Holzdeck vor unserem Zimmer und trinken eine Tasse Tee. Das Abendessen wird dem „dinner cancelling“ zum Opfer fallen.

Fazit: weniger als 5 Kilometer Wegstrecke – 5 tolle Weingüter – ein sehr leckeres Mittagessen (wo es guten Wein gibt, wird erfahrungsgemäß auch gut gekocht) – und ca. 35 Weine probiert, die meisten davon haben uns sehr gut geschmeckt. Was will man mehr? Auf die Frage fällt mir nur eines ein: ein paar Grad wärmer dürfte es noch werden…

PS: ein Novum heute war, dass wir zum ersten mal Im Linksverkehr Fahrrad gefahren sind. Auch eine interessante Erfahrung!

Hier noch ein paar Wineyard- und Naturimpressionen: