Archiv der Kategorie: Picton

01.03.12 Wandern und Weinprobe

01.03.2012 Blenheim

Dem Wetterbericht Glauben schenkend muss es heute Morgen beim Aufstehen grau in grau sein, wenn nicht regnen. Ich ziehe daher die Vorhänge missmutig auf und staune nicht schlecht, einen blitzeblanken Himmel über dem Queen Charlotte Sound zu erblicken! Wir können uns kaum satt sehen an diesem Anblick.

Beim Frühstück bitten wir Colette um eine Empfehlung für einen „walk“ in der Umgebung. Sie meint, die Wihter Hills wären gut geeignet und außerdem wären wir dann auch ganz in der Nähe der berühmten Marlborough Weingüter, die wir ja sicher auch noch besuchen wollen. „That’s what we do!“ lautet unsere Antwort auf ihren Vorschlag.

Aber vorher muss eines noch unbedingt erledigt werden: Baden vor der Haustür, ganz egal, bei welchen Temperaturen (Colette meinte, mehr als 13°C dürfte das Wasser nicht haben). Also noch schnell die Badehose an, den steilen Abstieg durch den „Garten“ ans steinige Ufer und rein ins kühle Nass. Lange währt der Badespass natürlich nicht, aber toll war’s.

Habe ich gestern nicht von den gelben, ungewöhnlich anmutenden Bergen und Hügeln geschrieben? Genau das sind die Wihter Hills, an deren Fuße Blenheim liegt. Von einem Wanderparkplatz aus nehmen wir einen sportlich ansteigenden Weg hinauf zum Rotary Lookout. Von hier aus sehen wir schön über die Stadt auf die benachbarte Bergkette und das grüne, mit Weinfeldern ausgefüllte Tal des Wairau River. Wenngleich sie mit ihrer Wärme nicht gegen den frischen Wind ankommt, freuen wir uns an der  Sonne, die die gelben Berge in ein ganz besonderes Licht taucht. Mal bergab aber vor allem weiter bergauf führt unser Weg durch die Wither Hills Farm. Warum heißt das eigentlich „Farm“, wo es sich doch nur um unendlich große Grasfelder auf Hügel- und Bergketten handelt? Später lesen wir, dass es sich tatsächlich um eine Rinder- und Schaffarm handelt, die voll in Betrieb ist.
Langsam bedeckt sich leider der Himmel und wir müssen fürchten, dass wir beim Abstieg nass werden könnten. Dem ist dann aber doch nicht so. Trocken kommen wir nach ziemlich genau 3 Stunden Wanderung wieder am Ausgangspunkt an.

 

Jetzt wollen wir im Restaurant der „Witer Hill Vinery“ zu Mittag essen. Es ist nicht weit dort hin. Nach wenigen Minuten mit dem Auto betreten wir das Weingut, ein ansehnlicher moderner Bau, der ein – wie sich herausstellen soll  – ganz gutes Restaurant beherbergt. Naheliegend, dass diejenigen, die etwas von Wein verstehen, sich auch mit gutem Essen auskennen. Auch dieser Tipp unserer Vermieterin Colette ist ein Treffer! Andrea isst den Fisch des Tages und ich ein Rinder-Reh-Pillaf. Beides mundet uns vorzüglich. Dazu gibt es natürlich tolle Weine der „Witer Hill Vinery“. Nach dem Essen machen wir uns bei einem „tasting“ mit weiteren Weinen dieses Weinguts vertraut. (Weinverkostung oder Degustation, finde ich, klingt doch einfach viel leckerer als tasting!). Schade, dass wir im Flugzeug nicht mehr als ein, zwei Flaschen mitbringen können, ohne Unsummen für das Übergewicht zahlen zu müssen.

Nun geht’s noch kurz in ein Internetcafé, um den Wetterbericht für die kommenden Tage in Erfahrung zu bringen. Colette hatte uns von einem heranziehenden Sturmtief berichtet. Leider hat sie mehr als Recht: es erwarten uns zwei Tage fieses Regenwetter auf der Nordinsel, auf die wir uns morgen begeben werden. Und auch für die Tage danach sagt der Trend nicht gerade warmes Sommerwetter voraus. Der Sommer 2012 ist in NZ ein Totalausfall und es scheint auch nichts aus einem versöhnlichen Spätsommer zu werden. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Also werden wir die Köpfe nicht hängen lassen und schauen, was die verbleibenden Reisetage auf der Nordinsel für uns bereit halten.

Den Abend verbringen wir lesend in unserer Unterkunft in Picton und genießen dazu noch ein Gläschen des feinen Marlborough Weines.

28.02.12 Queen Charlotte

28.02.2012 Queen Charlotte Track

Unser Wetterglück lässt uns heute leider im Stich: in unserem kleinen Seitenarm vom Queen Charlotte Sound wäre es fast wie im Paradies … , aber Paradies grau in grau und bei schlappen 15°C? Unsere Vermieterin Colette empfängt uns zum Frühstück mit der ernüchternden Wetterprognose für die kommenden drei Tage: heute soll noch der beste sein, weil es NICHT regnet und am Nachmittag eventuell sogar die Sonne ein bißchen durch kommt! Na, das sind ja Aussichten. Es ist ihr ganz arg, dass wir so ein Pech haben und auch sie berichtet uns davon, dass in Neuseeland in dieser Saison der Sommer quasi nicht stattgefunden hat. Es ist einfach viel zu kalt und regnerisch.
O.K., wir haben zwar Pech, versuchen aber das Beste draus zu machen. Nach dem Frühstück fahren wir schnell nach Picton, um noch zwei Mitfahrgelegenheiten auf einem der Versorgungsboote des Sounds zu bekommen. Da weite Teile der Sounds nicht über Straßen erreichbar sind, bieten diese Schiffe die einzige Möglichkeit, mit dem Rest der Welt in Verbindung zu bleiben. Sei es nun, dass Nahrungsmittel und alltägliche Gebrauchsgegenstände (wir hatten u. A. Taittinger Champagner, Druckerpapier und ein Kinderbett mit an Bord), oder die Post in die einzelnen kleinen Siedlungen transportiert werden müssen, oder aber auch Gäste von sogenannten „Lodges“ und Wanderer wie wir. Bei der Cougar Line buchen wir unsere gut einstündige Fahrt in die Resolution Bay, von der aus wir unsere Wanderung auf einem Teilstück des Queen Charlotte Tracks beginnen wollen. Unterwegs laufen wir andere Bays an und es werden bei den Unterkünften die bestellten Güter abgeladen. Um 11:15 Uhr haben auch wir wieder festen Boden unter den Füßen und machen uns auf den Weg. Es geht mal wieder durch teilweise dichtesten Dschungel mit der uns mittlerweile recht vertrauten charakteristischen Flora Neuseelands. Zwischendurch erhaschen wir immer wieder mal einen Blick auf die unter uns liegende Küstenlinie. Aber, ehrlich: bei Sonne wäre es um das Vielfache schöner! Die vierstündige Wanderung macht uns aber trotzdem Spaß, da es doch immer wieder noch etwas Neues zu entdecken gibt. So laufen uns insgesamt drei seltsame Vögel über den Weg, die man auf den ersten Blick für Kiwis halten könnte. Was aber nicht sein kann, denn die sind zum einen nachtaktiv und zum anderen leider so selten, dass eine solche Sichtung einem Sechser im Lotto gleich käme. Die Wekas (den Namen haben wir später recherchiert)haben ein braunes Gefieder, mit golden schimmernden Flecken und sind, wie der Kiwi, flugunfähig. Sie sind aber schlanker und haben einen wesentlich kürzeren Schnabel als das berühmte Wappentier der Neuseeländer, und sind keineswegs scheu.
Unsere Wandertour beenden wir in der Fourneaux Lodge im Endeavour Inlet, einer tief eingeschnittenen Bucht des Sounds, und haben sogar noch ein halbes Stündchen Zeit für einen wärmenden Kaffee. Denn die Sonne hat sich leider nur kurz blicken lassen und ohne Bewegung wird es uns schnell kalt. Trotzdem verbringen wir die Rückfahrt über den Sound auf dem Außendeck, beobachten das Be- und Entladen an den Anlegestellen und unsere faszinierende Umgebung.
In Picton angekommen, besuchen wir noch kurz ein Internetkaffee (wir haben in unserer Unterkunft leider keinen Zugang zum WWW), um die Wetterprognose für die nächsten zwei Tage zu erfahren. Danach steht unser Ziel für morgen fest: wir werden wohl ins 160 km entfernte Kaikoura zum Walewatching fahren; dort soll das Wetter besser sein, als hier.

27.02.12 Zimmer mit Aussicht

 

Von Motueka nach Picton

Heute heißt es wieder: Koffer packen und weiter! Wir werden unsere letzte Unterkunft auf der Südinsel ansteuern: Picton an der Nordostküste. Der Abschied von Motueka fällt uns bei dem trüben Wetter nicht schwer, aber wenigstens regnet es nicht. Wir fahren zunächst durch die Weinanbaugebiete rund um Nelson, die aber rein optisch nicht viel hermachen … jedoch sehr gute Weine hervorbringen (wir haben schon Einige probiert!). In Nelson gönnen wir uns eine Stunde Pause, um die Hafenstadt zu besichtigen. Mittlerweile lässt sich auch wieder die Sonne blicken. Der „Stadtrundgang“ ist, wie in den meisten anderen neuseeländischen Städten, schnell erledigt. Interessant sind ein paar historische, kleine Holzhäuser am Hafen, die „Einkaufsmeile“, die auch mit ein paar wenigen alten Häusern aufwarten kann und die „Cathedral on the Hill“, die alles andere als historisch, aber von einem wunderschönen kleinen englischen Park mit uralten, riesigen Bäumen umgeben ist. In denen zirpen mal wieder, teils ohrenbetäubend, die uns schon sehr vertrauten Neuseeländischen Zikaden. Sie können zwar ganz schön nerven, aber das Aussehen der ca. 6 cm großen Insekten ist beeindruckend (für den, der Insekten mag).
Nach einstündiger Fahrt erreichen wir „Havelock“, ein kleiner Hafen am Pelorus Sound. Zum besseren Verständnis: ein Sound, deutsch Sund, sieht quasi aus wie ein Fjord, wurde aber nicht von einem Gletscher geformt, sondern ist ein von Meerwasser gefülltes Flusstal. Die Gegend, in die wir heute fahren, heißt Marlborough Sounds, d.h. hier gibt es ganz viele solcher gefluteten Flusstäler (Die Badener stellen sich jetzt einfach mal die Täler des Schwarzwaldes zur Hälfte mit Meerwasser vollgelaufen vor). In Havelock kehren wir zum Mittagessen in dem Lokal „Slip Inn“ ein (Empfehlung vom Reiseführer) und werden mit unserer Wahl („Mussel Chowder“ und „Blue Cod Fish“) nicht enttäuscht.
Für unsere Weiterfahrt wählen wir den „Queen Charlott Drive“, eine extrem kurvige Straße (klar: die vollgelaufenen Täler müssen umfahren werden) nach Picton mit herrlichen Ausblicken.
Unser Quartier „Whakamonga Homestay“ erfüllt dann unsere Erwartungen vollkommen: ein kleines Einzimmer-Chalet direkt am Queen Charlott Sound mit freiem Blick auf diesen. Wahnsinn!!! Wir holen schnell unsere Koffer ins Haus und machen es uns dann auf der Terrasse gemütlich und unsere Vermieterin verwöhnt uns mit Tee, Kuchen und Obst. Später klettern wir durch den Garten ans Ufer runter, schauen uns den Anlegesteg mit den hauseigenen Kajaks an und wandern gut eine Stunde am Wasser lang, über gerade trocken gefallene Muschelbänke und Felsen. Danach schwingen wir uns nochmals kurz ins Auto, um eine Versorgungsfahrt nach Picton zu unternehmen, denn den heutigen Tag wollen wir mit einer guten Flache Wein aus dem Anbaugebiet Marlborough beschließen.