Archiv der Kategorie: Tongariro NP

06.03.12 Relaxen im Nationalpark

6.3.2012 Tongariro Nationalpark

Relaxen steht heute auf dem Programm. Nach dem gestrigen Alpine Crossing und dem Marathon am Tag davor machen mir die Muskeln ganz schön zu schaffen. Ich bin kaum aus dem Bett gekommen, so stark hat der Muskelkater zugeschlagen. Andrea hingegen läuft überraschend gut daher.

Etwas später als sonst gehen wir zum Frühstück und schlagen richtig zu. Gut gestärkt machen wir anschließend einen kleinen „walk“ zu einem idyllischen Wasserfall ganz in der Nähe des Chateau. In wenigen Minuten Spaziergang durch dichten Busch gelangen wir zu dem Gebirgsbach, der munter vor sich hin plätschert um dann über eine mehrere Meter hohe Lavastufe in die Tiefe zu stürzen. Ein wirklich schöner Anblick, wie das Sonnenlicht durch den Wald hereinfällt und die Szenerie interessant beleuchtet.

Unsere  nächste Station am heutigen Tage ist das Eisenbahnbauwerk „Raurimu-Schleife“. In ein paar Kilometern Entfernung ist dieses Meisterwerk der Ingenieurszunft des frühen 20. Jhd. (1905 – 1907) zu bestaunen. Hier hat die Bahnstrecke Auckland – Wellington innerhalb kürzester Strecke einen Höhenunterschied von 220 Metern zu überwinden. Das haben die damaligen Ingenieure mit einer Gleisführung in Spiralform, verbunden mit 2 Tunneln, gemeistert. Leider sieht man von der eigens eingerichteten Beobachtungsplattform nicht so wahnsinnig viel von diesem Bauwerk. Dennoch warten wir den Zug ab, der die Strecke gegen 12:00 Uhr passiert, und machen ein paar Fotos.

Am Nachmittag brechen wir dann zu einem weiteren etwa 2-stündigen „walk“ auf. Ganz in der Nähe des Chateau gibt es einen – wie immer bestens präparierten – Weg entlang eines Bachlaufs, der durch dichten unberührten Urwald und auf Stegen über eine sumpfige Ebene führt. Obwohl wir in den vergangenen drei Wochen nun schon viel Urwald gesehen und durchwandert haben, ist es wieder einmal beeindruckend, spannend und fesselnd, die verschiedenen Bäume, Palmen, Farne, Buschwerk, Gräser, etc. zu erleben. Seltsam finden wir es, dass in dieser unberührten Natur nur ganz wenige Vögel zu hören sind. (Das war uns auch in den Regenwäldern und in den anderen Urwäldern schon aufgefallen.)

Den späteren Nachmittag verbringen wir zuerst am Rande des Golfplatzes, der zum Hotel gehört und als es kühl wird in der Hotellobby mit Lesen. Danach geht es zeitig in Hotelrestaurant, wo wir uns leckere Lammkarrees schmecken lassen und zwei weitere Neuseelandweine kosten.

Mal sehen, vielleicht trinken wir an der Hotelbar heute noch einen Absacker, bevor das Bett ruft.

05.03.12 zwischen Vulkanen

5.3.2012 Tongariro Nationalpark

Um 7:00 Uhr klingelt der Wecker, denn heute soll der Super-Sonnen-Wandertag sein. Den wollen wir sicher nicht verschlafen. Bei meinem Muskelkater handelt es sich um ein „ausgewachsenes Tier“, Andrea hat weniger Probleme mit den Muskeln, aber ihr schmerzen vor allem die Füße. Ideale Voraussetzungen für eine Tageswanderung!

Nach einem opulenten Hotelfrühstück fahren wir ein paar Kilometer zum Wanderparkplatz, von dem einer der schönsten Wanderwege Neuseelands abgeht: der Tongariro Alpine Crossing. Um genau 9:00 schnüren wir die Wanderstiefel und machen uns auf den Weg. Der erste Abschnitt des Tongariro Alpine Crossing ist recht flach und verläuft auf bestens angelegten Wegen und Holzstegen. Sie dienen  dem Schutz der sensiblen Landschaft.  Uns helfen sie, den Muskelkater vom gestrigen Marathon „rauszulaufen“, denn wenn es jetzt gleich steil ansteigen würde, brächte uns das um. Der Weg folgt talaufwärts dem Mangatepopo Bach und führt vorbei an alten Lavafeldern. Würde ein Landschaftsgärtner versuchen, das anzulegen, er könnte es nicht schöner hinbekommen. Es ist ein wahres Idyll. Die Soda Springs erreichen wir nach etwa 1,5 Stunden,  lassen sie aber  rechts liegen, denn wir wollen „hoch hinaus“. Der nun folgende Aufstieg zum South Crater hat es wirklich in sich: von rund 1400 m geht es verdammt steil  zum 1600 m hoch gelegenen South Crater. Er geht über unwegsames Gelände, alte Lavafelder und Vulkanschutt. Dieser 200 m-Aufstieg ist als „Devils Staircase“ bekannt, („Treppe in die Hölle“). Aber wir kommen gut damit klar, bleiben nur selten stehen, um kurz zu verschnaufen und  die herrlichen Ausblicke ins Tal, auf den Mount Ngauruhoe und die umliegende Landschaft zu genießen. Es ist ein so  klarer Tag, dass wir sogar den Mount Taranaki ganz klar und mit frischer Schneekappe bedeckt am Horizont sehen können. Jetzt durchwandern wir den South Crater. Er ist topfeben und es herrscht hier eine besondere Stimmung – es ist ganz ruhig und windstill hier drinnen. Zum Red Crater führt ein steiler, lehmiger Boden, der teilweise rutschig ist, hinauf. Oben angekommen führt die Route um den noch aktiven Red Crater herum.  Er macht seinem Namen alle Ehre: er zeigt sich in spektakulären tiefroten Farbtönen, mit Schwarz  und Weiß vom Schnee garniert. Vom Kraterrand überblicken wir das Oturere Tal, die Rangipo Wüste und die Kaimanawa Ranges. Ein weiterer Blickfang sind die Emerald Lakes unterhalb, mit ihren knalligen blauen Farbtönen und der Blue Lake linker Hand, der blaugrün schillert. Die Seen haben  ihre Farben durch die verschiedenen Mineralien. Beim steilen Abstieg vom Red Crater zu den Emerald Lakes müssen wir höllisch aufpassen, denn der Untergrund aus Sand und Vulkanasche ist rutschig und kann einem sprichwörtlich den Boden unter den Füßen wegreißen. Wir gehen bis zu einem tollen Aussichtspunkt und schenken uns den Rest des Abstiegs. Der Dampf, der hier aus den Bergflanken strömt, bringt den bekannten Schwefelgeruch (Es riecht nach faulen  Eiern!). Mit einem Wahnsinns-Ausblick auf diese Seen, machen wir um 12:00 Uhr Mittagspause und vespern das mitgebrachte Lunchpaket. Um 12.30 geht’s weiter und wir entscheiden uns, da wir uns noch fit fühlen, auch noch auf den Gipfel des Mt. Tongariro (1967m) zu steigen.
Diese zusätzliche Etappe lohnt sich. Es ist nicht allzu weit zum Gipfel und auch nicht wahnsinnig steil. Die Aussicht vom Gipfel belohnt unseren Aufstieg  bestens. Besonders der Blick hinüber zum Ngauruhoe (2287m) und jetzt auch zum schneebedeckten Ruapehu (2797m), unser Hausberg,   ist unbeschreiblich schön.

Der Abstieg ist exakt der gleiche Weg zurück, den wir nach oben genommen haben. Jetzt merken wir zunehmend unsere müden Glieder und die letzte Stunde ist sogar ziemlich hart, denn insgesamt sind wir nun schon seit über 8 Stunden auf den Beinen (netto Gehzeit). Um 18:00 erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt der Tour.

Fazit: ich habe mich bisher mit Superlativen ja zurück gehalten. Aber die heutige Wanderung ist wohl die schönste Wanderung, die ich je gemacht habe. Zumindest fällt mir im Moment keine schönere ein J.

Zum Abendessen gehen wir wieder in das Restaurant im „Château“. Andrea isst Lachs auf Risotto und ich mit Feigen gefüllte Schweinemedaillons. Lecker! Dazu gibt es wieder neuseeländischen Wein. Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so gute Weine gibt. Vor allem die Sauvignon Blancs aus Marlborough und Otago sind hervorragend aber auch die Pinot Noirs aus Marlborough können wirklich überzeugen. Schade, dass hier der Wein so teuer ist. Im Lokal zahlt man zwischen 8,- und 13,- $ für ein Glas (knapp 6€  bis 8,50 €) und im Supermarkt kostet die Flasche auch schnell mal über 20 €. Aber trotzdem eine tolle Erfahrung, die NZ-Weine.