02.02.17 Zweimal Türkis mit Chinesen

 

Twizel Unserem zeitigen Aufbruch in Richtung Südalpen steht noch im Wege, dass unser „missing Koffer“ noch immer nicht bei uns eingetroffen ist. Zwar hatte die junge Dame vom baggagetracing gestern am Telefon gesagt, er sei irgendwo aufgetaucht aber auf Rückfrage heute Morgen konnte sie nicht bestätigen, dass er noch vor unserer Abfahrt ausgeliefert würde. Also machen wir uns kurzerhand auf den Weg zum Flughafen, um unsere total zerfledderte Reisetasche selbst abzuholen. Der Zoll wollte sie wohl öffnen, hat sie dabei ruiniert und dann das ramponierte, mit Paketband notdürftig zusammengeflickte Stück erst mal nicht weiterbefördert.

Sei’s drum. Jetzt ist sie da und es kann losgehen. Und zwar mit einem Einkauf, denn die nächsten Tage sieht es von der Versorgungslage schwierig aus. Die folgenden 6 Übernachtungen sind ohne Frühstück. Zudem gibt es in Okarito und Umgebung keine Läden oder Restaurants und in Arthurs Pass ist es nicht viel besser.

Nachdem der Einkauf erledigt ist – hat übrigens durchaus Spaß bereitet – liegen gut 300 km Strecke vor uns. Der Anfang auf dem State Highway 1 ist nicht besonders attraktiv. Ganz anders aber ab dem Städtchen Geraldine, wo wir kurz picknicken. Ab hier führt die Straße durch eine bezaubernde Hügellandschaft immer mit den Südalpen im Hintergrund. Den Namen „scenic route“ hat sie sich redlich verdient.

Der erste Höhepunkt ist der Lake Tekapo. In einem unbeschreiblichen Türkis liegt er da, dieser See, eingebettet in eine gelbe Grashochfläche und umringt von zahlreichen Zweitausendern. Die besondere Farbe kommt übrigens von einem sehr hohen Anteil an Gesteinsmehl, das die Gletscher aus den Felsen gerieben haben. Auf den Bildern sieht es so aus, als hätte man die Farben manipuliert. Sie sind aber wirklich so intensiv. Ein winziger Wermutstropfen: hier wimmelt es von Chinesen. Nichts gegen Chinesen, aber deren Fotografier-Kultur ist schon etwas nervig. Gefühlt stundenlanges Posen aller mitgereisten Personen vor allen nur erdenkbaren Hintergründen führt u.a. dazu, dass die Church of the Good Shepherd vor lauter Asia-Foto-Models kaum noch zu sehen ist. Diese zu Ehren der frühen Siedler hier erbaute Kapelle ist ein kleines Schmuckstück in seiner Schlichtheit. Vor allem der Blick über den Altar hinaus durch ein großes Fenster auf den See ist umwerfend.

Seit geraumer Zeit scheint die Sonne von einem blauen Himmel mit wenigen Wolken. Ganz anders als wir in Christchurch aufbrachen. Da war es komplett bedeckt und die Sonne hatte nicht die geringste Chance durchzukommen. Es wäre ein Jammer, wenn das die ganze Zeit so geblieben wäre. Aber zum Glück ist es nicht so gekommen – ganz im Gegenteil: jetzt haben wir richtiges Prachtwetter.

Ein kurzes Stück weiter auf dem State Highway durch das sog. Mackenzie Country und wir gelangen an den Lake Pukaki. Auch dieser durch einen ehemaligen Gletscher geformte See besticht durch sein intensives Türkis. Das gegenüberliegende Ende des Sees wird von majestätischen Dreitausendern umrahmt – einer davon der Mount Cook. Seine Westseite hatten wir 2012 von Fox aus schon gesehen. Heute steckt er mit der Spitze in den Wolken. Kein Wunder, dass sein Maori Name „der Wolkendurchstoßer“ heißt. Wir bleiben ein Stündchen hier am Ufer des Sees und warten auf den richtigen Moment für das eine oder andere Foto, wenn sich eine Wolke vor die Sonne geschoben hat oder eine Traube von Chinesen vor den See.


 

Gegen 17:00 fahren wir noch 10 km weiter nach Twizel, unserer Station für die nächsten zwei Nächte. Die Unterkunft ist schön eingerichtet und neben dem Haus ist ein großes Holzdeck mit Gasgrill. So setzen wir uns erst einmal in die Sonne und lesen in unseren Büchern. Entspannung gehört ja irgendwie auch zum Urlaub ;-))

Schnell noch zwei Stücke Fleisch auf den Grill, einen Salat angemacht und eine Flasche Wein geöffnet und schon steht das Abendessen auf dem Tisch. Da es hier kein Wi-Fi gibt, schreibe ich den Tagesbericht schon mal, kann ihn aber erst morgen (?) hochladen